Springe direkt zu Inhalt

Pädagogischer Hintergrund

Pädagogischer Hintergrund

Wissenswertes über Wagenschein

Die genetisch-sokratisch-exemplarische Methode, die auf den Physiker Martin Wagenschein zurückgeht, bietet eine zu den herkömmlichen Lehrmethoden alternative Möglichkeit zur Aneignung von physikalischem Wissen. Denn ein Problem besteht darin, dass Schülerinnen und Schüler häufig physikalische Phänomene nicht wirklich verstehen, sondern sich notgedrungen darauf beschränken, bloße Formeln auswendig zu lernen. Die Stofffülle und der damit verbundene Zeitdruck hindern die Lehrer oft daran, den Lernenden individuelle Zugänge zur Physik zu ermöglichen. Martin Wagenschein versucht diesem Problem zu begegnen, indem er dem Durchdringen von wesentlichen Inhalten mehr Priorität zumisst als dem Ausweiten stofflicher Bereiche. Die Schüler sollen sich mit einzelnen ausgewählten Phänomenen intensiv auseinandersetzen und in ihrer ganzen Tiefe nacherfahren, denn Wagenschein geht davon aus, dass man vom Einzelnen aufs Ganze schließen kann (exemplarisches Prinzip).

Das genetische Prinzip des Lehrgangs bezieht sich auf drei Aspekte: Der erste ist die Vorgehensweise. Dabei steht am Anfang ein Initiationsproblem. Die Schüler werden mit einem Phänomen konfrontiert, das sie Stück für Stück erkennen und erklären sollen. Dabei sollten verfrühte Abstraktionen entfallen. Die Erkenntnisvorgänge, die von den Schülern selbst geleitet werden, bleiben dabei für sie logisch, übersichtlich und nachvollziehbar. Durch die Problemlöseprozesse entwickeln sie eigenständig Methoden und Erkenntnisse, die auf andere Fragen übertragen werden können. Zum zweiten beinhaltet das genetische Prinzip, die Wissenschaftsgeschichte aufzuarbeiten. Das genetische Prinzip umfasst auch die Lehrerbildung. So soll sich der Lehrer durch die Lektüre historischer und physikalischer Quellen für Schülerfragen sensibilisieren. Auch wir verfolgten die verschiedenen Fallversuche durch die Jahrhunderte. An den besonders genau beschriebenen Fallexperimenten Guglielminis Ende des 18. Jahrhunderts bekamen wir einen Eindruck vom Aufbau dieser Experimente.

Das sokratische Prinzip bezeichnet die Methode, dass der Lehrer den Prozess der Erkenntnisgewinnung durch geschickte Fragen moderiert, so dass die Schüler die Antworten und Einsichten selbst finden. Da uns jedoch kein Lehrer vorstand, der uns sokratische Fragen hätte stellen können, ließen wir bewusst Gesprächsrunden zu, in denen wir lernten, Fragen an den Gegenstand zu stellen und auch scheinbar Gegebenes zu hinterfragen, um auf dieser Grundlage das Projekt von verschiedenen Perspektiven aus betrachten zu können und Offenheit für verschiedenste Lösungsmöglichkeiten zu gewinnen.

 

« zurück

weiter »