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Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE): Auf dem Weg in den Mainstream, doch mit welcher Priorität? Neuer Monitoring-Bericht veröffentlicht.

Titelseite des neuen Monitoring-Berichts

Titelseite des neuen Monitoring-Berichts

Ein neuer Bericht des Nationalen BNE-Monitorings zeigt: Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist auf dem Weg in den politischen Mainstream. Allerdings bedarf es einer deutlich stärkeren Priorisierung und Konkretisierung, um die mit Bezug auf BNE gesetzten Ziele erreichen zu können.

News vom 20.09.2023

Vor dem Hintergrund von Klimakrise, Biodiversitätskrise und großen sozialen Ungleichheiten wird Nachhaltigkeit inzwischen von der Bundesregierung, allen größeren demokratischen Parteien und von Ministerien in allen Bundesländern als zentrales Handlungsfeld anerkannt. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) gilt als zentraler Schlüssel für eine Nachhaltige Entwicklung und wird von verschiedensten Seiten gewünscht und gefordert - nicht zuletzt im Nationalen Aktionsplan BNE. Allerdings ist hieraus nicht notwendigerweise zu schließen, dass BNE in Konkurrenz mit anderen Themen auch tatsächlich aufgegriffen und priorisiert wird. Eine neue Studie des Nationalen BNE-Monitorings hat nun zentrale Dokumente von Bund, Ländern und Stiftungen dahingehend analysiert.

Ausgewertet wurden u. a. die aktuellen Koalitionsverträge auf Landes- und Bundesebene, BNE-Strategien, Nachhaltigkeits- und Klimastrategien, Weiterbildungsgesetze, Gemeindeordnungen, die nationalen Bildungsberichte und verschiedene Dokumente von Stiftungen. Die Auswertung zeigt: Alle Länder und der Bund nehmen inzwischen in zentralen Dokumenten auf Nachhaltigkeit und BNE im Bildungssystem Bezug. Die oft programmatischen Bekenntnisse werden im Bericht als deutliches Zeichen eines fortschreitenden politischen „Mainstreamings“ von BNE gewertet. Gleichzeitig weist der Bericht darauf hin, dass es große Differenzen in Konkretheit und Priorisierung der Verweise auf BNE und Nachhaltigkeit gibt. So zeigte sich unter anderem ein starker Kontrast zwischen den teilweise sehr ambitionierten Zielsetzungen im Bund und in den Ländern auf der einen Seite, und den konkreten Maßnahmen, Indikatoren und Mitteln zur Umsetzung von BNE auf der anderen.

Auf Basis der Auswertungen werden im Bericht Empfehlungen für eine stärkere Integration von BNE und Nachhaltigkeit in das deutsche Bildungssystem abgeleitet. Um BNE „auf dem Weg in den Mainstream“ mit einer höheren Priorität zu versehen, wird beispielsweise empfohlen, in allen Ländern möglichst verbindliche Strategien zur strukturellen Verankerung und Umsetzung von BNE zu entwickeln bzw. fortzuschreiben und mit entsprechenden Mitteln zu hinterlegen. Zudem sei sinnvoll, die BNE-Strategien möglichst eng mit den Nachhaltigkeits- und Klimastrategien zu verzahnen und auch dort zentrale Ziele, Handlungsfelder und zu den Ambitionen passende Indikatoren aufzunehmen. Darüber hinaus wird im Bericht angeregt, die Fort- und Weiterbildung als zentrales Feld für wirksame BNE deutlich stärker zu priorisieren und dafür u. a. konkrete Bezüge zu Nachhaltigkeit und BNE in den Gesetzen zur Weiterbildung aufzunehmen. Bezüglich der kommunalen BNE-Praxis sei zudem zu prüfen, inwiefern der kommunale Beitrag zu Nachhaltiger Entwicklung, u. a. durch BNE, als grundlegende Aufgabe aller Kommunen in den Gemeindeordnungen aufgegriffen werden kann und sollte. Für ein verstärktes politisches und praktisches „Mainstreaming“ von BNE wird zudem nahegelegt, in dem alle zwei Jahre erscheinenden Nationalen Bildungsbericht einen Schwerpunkt zu Nachhaltigkeit und BNE anzulegen und BNE-Indikatoren für alle Bildungsbereiche zu verstetigen. In Anbetracht der bisherigen Lücken in der Umsetzung von BNE wird letztlich übergreifend nahegelegt, neben einer grundsätzlichen Priorisierung einige Schwerpunkte zu setzen auf (i) die Aus- und Weiterbildung von Multiplikator*innen (z.B. Lehrende an Bildungseinrichtungen), (ii) die allgemeine Erwachsenenbildung sowie (iii) die Entwicklung von Lernorten als alltägliche Erfahrungs- und Experimentierräume für Nachhaltigkeit im Sinne des Whole Institution Approaches.

Die Veröffentlichung finden Sie HIER.

Ansprechpartner: Jorrit Holst, Institut Futur der Freien Universität Berlin, E-Mail: holst@institutfutur.de

 

Weitere aktuelle Veröffentlichungen aus dem BNE-Monitoring

In mehreren aktuellen Veröffentlichungen des BNE-Monitorings wurde die Integration von BNE, Nachhaltigkeit und BNE-nahen Konzepten in Dokumenten der Frühkindlichen Bildung, Schule, Beruflichen Bildung und Hochschule ausgewertet sowie aus einer deutschlandweiten quantitativen Befragung (Lernende, Lehrende) berichtet (hier). Zudem ist kürzlich ein Guide zur Anwendung von Methoden des Reflexive Monitoring in Action erschienen (hier).

 

 

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