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Zusammenfassung der 12. Vorlesung

Grundlagen pädagogischer Organisationen und Institutionen

von Hans Merkens

  • V 12109
  • Wintersemester 2005/06
  • Montag: 12.00-14.00 Uhr
  • Beginn: 17.10.2005

Zusammenfassungen der einzelnen Vorlesungen:

01

02

03

04

05

06

07

08

09

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12

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15

 

Zusammenfassung der 12. Vorlesung:
Lose Kopplung

Das Prinzip der losen Kopplung ist im Wesentlichen von Weick in die Organisationstheorie eingefügt worden. Es wird in der pädagogischen Literatur gerne als Gegenbeispiel für das Bürokratiemodell herangezogen. Mit loser Kopplung wird zunächst als Tatsache eingeführt, dass in pädagogischen Institutionen Subeinheiten relativ selbstständig operieren können. Das wird in der Schule deutlich, wenn man den Unterricht in einzelnen Klassen miteinander vergleicht. Wer die Versuche, eine strenge Kopplung durch Stoffverteilungspläne und die darauf aufbauende Vorschrift zu reglementieren, an welchem Tag in welcher Unterrichtsstunde, welcher Stoff in welchem Umfang vermittelt werden sollte, das wäre strenge Kopplung, ist gescheitert. Mit der losen Kopplung wird den beiden Tatsachen der Teilautonomie von Subeinheiten und der dezentralen Leistungserbringung Rechnung getragen. Dezentrale Leistungserbringung ist wiederum das typische Merkmal pädagogischer Institutionen. Vor diesem Hintergrund kann es nicht überraschen, dass diesem organisationstheoretischen Ansatz in der Pädagogik große Aufmerksamkeit entgegengebracht worden ist.

Wenn es um eine theoretische Begründung dieses Ansatzes geht, dann ist zunächst darauf hinzuweisen, dass lose Kopplung zwischen Teilsystemen immer dann gegeben ist, wenn es wenige gemeinsame Variablen gibt. Das könnte in Ganztagsschulen die Differenz zwischen Unterricht und Hort betreffen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass evtl. vorhandene gemeinsame Merkmale nur weich ausgebildet worden sind. Das gilt beispielsweise für die fragmentierte Normalschule, z.B. mit ihrer Unterteilung in Parallelklassen. Ein zusätzliches Erklärungsmuster für lose Kopplung könnte sein, dass Teilsysteme selbstreferenziell prozessieren und dass für sie das Gesamtsystem zur Umwelt gehört.

Fragen zum Kapitel 12:

  1. Wer hat das Konzept der losen Kopplung entwickelt?
  2. Nennen Sie Beispiele für die lose Kopplung in pädagogischen Institutionen!
  3. Erläutern sie, wie die lose Kopplung innerhalb des Schulsystems funktioniert!
  4. Lassen sich Bezüge zwischen dem Ansatz von LUHMANN und dem der losen Kopplung entdecken?

Weiterführende Literaturempfehlungen zum Kapitel 12:

  • DITTON, H. (1992): Ungleichheit und Mobilität durch Bildung. Theorie und empirische Untersuchung über sozialräumliche Aspekte von Bildungsentscheidungen. Weinheim (Juventa).
  • DITTON, H., KRECKER, L. (1995): Qualität von Schule und Unterricht – Empirische Befunde zu Fragestellungen und Aufgaben der Forschung. Zeitschrift für Pädagogik, 41. Jg., 507-529.
  • ORTON, J.D., WEICK, K.E. (1990): Loosely Coupled Systems: A Reconceptualization. In: Academy of Management Review, Vol. 15, 203-223.
  • TERHART, E. (1986): Organisation und Erziehung. Neue Zugangsweisen zu einem alten Dilemma. In: Z.f.Päd, 32. Jg. 205-223.
  • TIETZE, W. (1998) (Hrsg.): Wie gut sind unsere Kindergärten? Eine Untersuchung zur pädagogischen Qualität in deutschen Kindergärten. Neuwied (Luchterhand).
  • WEICK, K.E. (1976): Educational Organizations as Loosely Coupled Systems. In: Administrative Science Quarterly, Vol. 21, 1-19.

 

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