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Zusammenfassung der 14. Vorlesung

Grundlagen pädagogischer Organisationen und Institutionen

von Hans Merkens

  • V 12109
  • Wintersemester 2005/06
  • Montag: 12.00-14.00 Uhr
  • Beginn: 17.10.2005

Zusammenfassungen der einzelnen Vorlesungen:

01

02

03

04

05

06

07

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14

15

 

Zusammenfassung der 14. Vorlesung:
Mintzbergs Modell

Mintzberg ist ein Organisationsforscher und Theoretiker, der ein komplexes Modell entworfen hat, von dem er annimmt, dass es auf alle Organisationen anwendbar ist. Dennoch gibt es innerhalb dieses Modells die Möglichkeit der Variation in dem Sinne, dass einzelne Merkmale an Bedeutung zunehmen und andere weniger bedeutsam werden. Das Grundmodell hat die 5 Positionen: strategische Spitze (hier fallen die bereits bei der Organisationskultur erwähnten Entscheidungen), operativer Kern (hier werden die eigentlichen Leistungen erbracht; in pädagogischen Institutionen heißt das, dass beraten, geholfen, beurteilt, gelehrt und gelernt wird) und zwischen diesen beiden Einheiten ein mittleres Management (dieses verknüpft strategische Spitze und operativen Kern). Als 4. Einheit ist die Technostruktur zu benennen, in der in erster Linie eine Standardisierung von Abläufen zwischen und in den 3 bisher genannten Einheiten stattfindet. Dadurch soll der ansonsten erforderliche Kommunikationsbedarf reduziert werden. Das 5. und letzte Merkmal ist der Unterstützungsstab. Diesem obliegen alle Aufgaben, die erforderlich sind, um das Leben in den anderen Bereichen der Organisation zu sichern und die Organisation selbst auf Dauer zu stellen. Das wird von so unterschiedlichen Einheiten wie der Cafeteria/Mensa über die Vertragsabteilung bis hin zur Forschung und Entwicklung geleistet.

Wie bereits erwähnt worden ist, lässt sich die Bedeutung dieser 5 Einheiten in einer Organisation variieren. Dadurch entstehen für Mintzberg 5 unterschiedliche Strukturmodelle:

1. Die einfache Struktur: Sie besteht im Wesentlichen nur aus den Kernelementen strategische Spitze und operativer Kern; selbst das mittlere Management ist kaum ausgebildet. Diese Organisationsform findet sich sehr häufig bei kleineren pädagogischen Institutionen - von der Personalberatung über den Kindergarten, die Hausaufgabenhilfe bis hin zum Jugendzentrum.

2. Die Maschinenorganisation: Bei dieser Organisation, die groß ist und über eine feste Umwelt verfügt, liegt der Hauptakzent auf dem Bemühen, alle Prozesse innerhalb der Organisation zu standardisieren. Deshalb ist die Technostruktur besonders ausgeprägt. Bei den pädagogischen Institutionen findet sich dieser Typ der Organisation bei der Schulverwaltung und beim Jugendamt. In beiden Fällen handelt es sich um Institutionen, die häufig die Aufgabe haben, das pädagogische Handeln in anderen Institutionen zu ermöglichen und zu finanzieren. Letzteres führt dann zu einem Kontrollerfordernis und zu weiteren Formen der Bürokratisierung.

3. Die diversifizierte Organisation: Diversifizierte Organisationen sind in der Industrie als Holding organisiert oder verfügen über selbständige Divisionen. Es handelt sich im Kern um Konglomerate von weitgehend selbstständigen Organisationen. In der Geschichte der Erziehungswissenschaft kann man die Franckischen Anstalten in Halle hier zuordnen. In gewisser Weise sind Ganztagsschulen und Internatsschulen ebenfalls nach diesem Prinzip organisiert. Ebenso kann man die Arbeiterwohlfahrt oder andere Wohlfahrtsverbände diesem Organisationstyp zuordnen.

4. Die professionelle Organisation: Bei dieser Organisation geht man davon aus, dass professionell Arbeitende weitgehend selbstständig die Leistungen in der Organisation erbringen. Deshalb würden sich viele pädagogische Institutionen sicherlich am liebsten diesem Typ zuordnen. Bemerkenswert ist, dass die Professionals in der Regel nicht in, sondern außerhalb der Organisation ausgebildet werden, dass die Organisation - wie auch die unter 3. genannte - über gute Beobachtungssysteme in Richtung Umwelt verfügen muss, um sich an Entwicklungen in dieser Umwelt anpassen zu können (starker Unterstützungsstab), dass aber die Selbstständigkeit der Leistungserbringung wiederum erforderlich macht, hier sorgfältig zu kontrollieren, ob die Standards der Organisation erfüllt werden. Letzteres führt zu einer Stärkung der Bürokratie und damit der Technostruktur.

5. Adhokratie: Bei diesem Organisationstyp sind alle Differenzierungen, die die übrigen Organisationen auszeichnen, entfallen. Mintzberg selbst nennt einen Filmverleih, der als Kooperation von Produzenten operiert, als Beispiel. Das Entfallen der Grenzen zwischen den 5 Komponenten der Organisation führt zu einem Höchstmaß an Flexibilität, hat aber auch einen hohen Kommunikationsbedarf zur Folge. Die Adhokratie kann als Modell für Forschungsinstitute, kleinere Universitäten und eben Filmverleihe gelten.

Fragen zum Kapitel 14:

  1. Schildern Sie das Verhältnis von Jugendhilfe und Kindergarten mit Hilfe von Organisationsformen nach Mintzberg.
  2. Schildern Sie pädagogische Institutionen, die nach dem Vorbild der Maschinenbürokratie arbeiten.
  3. Warum weist von allen Supersystemen im Erziehungsbereich das Weiterbildungssystem die höchste Affinität zur Adhokratie auf?
  4. Welche Bedeutung kommt der einfachen Struktur zu, wenn pädagogische Institutionen beschrieben werden? Diskutieren Sie Ihre Antwort an mindestens zwei Beispielen.
  5. Geben Sie mindestens zwei Beispiele für eine divisionale Gliederung pädagogischer Institutionen.
  6. Diskutieren Sie am Beispiel der Organisation der Professionals die unterschiedlichen Erwartungen an die Professionalität der Pädagogen in mindestens zwei verschiedenen pädagogischen Institutionen.
  7. Warum liegt es nahe, die Organisation der Professionals als Prototyp für pädagogische Institutionen anzusehen?
  8. Geben Sie Beispiele pädagogischer Institutionen, in denen sich Ansätze für die Adhokratie identifizieren lassen.

Weiterführende Literatur zu Kapitel 14:

  • MINTZBERG, H. (1991): Mintzberg über Management. Führung und Organisation. Mythos und Realität. Wiesbaden (Gabler).
  • DUBS, R. (2003): Qualitätsmanagement für Schulen. Studien und Berichte des Instituts für Wirtschaftspädagogik. Bd. 13, St. Gallen: Universität St. Gallen
  • WUPPERTALER KREIS E.V./CERTQUA (Hrsg.) (2002): Qualitätsmanagement und Zertifizierung in der Weiterbildung nach dem internationalen Standard ISO 9000:2000. Neuwied: Luchterhand

 

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