Springe direkt zu Inhalt

Projektbeschreibung

Nightingale ist ein seit 2006 bestehendes Mentoring-Projekt, das in Kooperation der Freien Universität Berlin mit der Otto-Wels-Grundschule in Berlin-Kreuzberg durchgeführt wird und in dessen Rahmen Lehramtsstudierende auf ehrenamtlicher Basis als Mentor*innen für Grundschüler*innen der Otto-Wels-Grundschule agieren. Das Projekt hat seinen Ursprung an der Universität Malmö konnte sich seither in mehreren europäischen Ländern als außerschulische Bildungskooperation zwischen Grundschüler*innen und Lehramtsstudierenden etablieren. In der ersten Förderphase wurde das Projekt Nightingale in Berlin durch den Berliner Senat, in der zweiten Förderphase durch die EU unterstützt. Durch private Spenden und eine Förderung durch den Berliner Senat kann aktuell nach einer vierjährigen Pause der dritte Projektdurchgang seit 2018 gestaltet werden.

Im Rahmen des Nightingale-Projektes entdecken jeweils ein*e Mentor*in und Grundschüler*in für einen Zeitraum von acht Monaten bei wöchentlichen Tandem-Treffen nicht nur gemeinsam den Bezirk Kreuzberg und die Stadt Berlin, sondern auch ihre jeweiligen Erfahrungs- und Lebenswelten. Auf unterschiedlichen Ebenen bietet das Projekt außerdem, z.B. innerhalb diverser Gruppenaktivitäten, zahlreiche Möglichkeiten und Räume der Begegnung von Schulkindern und deren Familien, Student*innen, (professionell agierenden) Lehrer*innen und den Projekt-Koordinator*innen. Somit kann durch das Projekt auch die Kooperation zwischen Eltern und Schule begünstigt bzw. intensiviert werden.
   Zur wissenschaftlichen Begleitung des Projektes finden regelmäßige Nachbereitungs- bzw. Reflexionstreffen im universitären Kontext für die Studierenden statt.

Angesichts seiner speziell auf Lehramtsstudierende und ihre zukünftige Adressat*innengruppe abgestimmte Konzeption und seines ausgedehnten, zeitlichen Umfangs stößt das Mentoring-Projekt Nightingale bei den Tandems einen umfangreichen, beidseitigen Lernprozess fernab des Schulunterrichts bzw. des universitären Kontextes an. Den Kindern eröffnet das Projekt besondere Erfahrungsräume mit einer (pädagogischen) Bezugsperson, in denen sie bei der Planung von Unternehmungen mitwirken und so ihre Wünsche im Austausch mit den Mentor*innen auszuhandeln lernen. Hingegen sind die Mentor*innen ihrerseits gefragt, im Kontakt mit den ihnen anvertrauten Kindern und deren Erziehungsberechtigten Wege der Verständigung zu finden und motivierend auf die Kinder zu wirken. Das Mentoring ermöglicht es den Studierenden dabei, neben der Erfahrungs- und Lebenswelt ihrer Mentees auch sich selbst als pädagogisch Handelnde kennenzulernen. Sie gewinnen so idealerweise Handlungssicherheit und entwickeln im Kontakt mit den Familien eine Bewusstheit für etwaige (Vor-)Urteile.
   Insbesondere die teils extremen Auswirkungen der (anhaltenden) Corona-Pandemie auf viele Familien haben die fundmentale Ungleichheit der Bildungschancen und der Lebens- und Lernbedingungen in Deutschland einmal mehr offenbart, was die Bedeutsamkeit zusätzlicher, externer Begegnungsräume für eine Vielzahl an Kindern zur Reduktion von Chacenungleichheit unterstreicht. Neben der individuellen Sprachförderung der teilnehmenden Grundschüler*innen erleben diese durch die gemeinsamen Aktivitäten mit ihren Mentor*innen (neue) Formen der kulturellen Teilhabe. Sie erweitern zudem ihre Fähigkeiten der aktiven Teilhabe in der Schule und setzen sich neue Ziele.
   Insgesamt trifft das Projekt seitens der beteiligten Kinder und ihrer Familien sowie der Studierenden erfahrungsgemäß auf überaus großes Interesse und erfreut sich einer stetig hohen Anzahl an Nachfragen. Auch auf Studierende hat das Projekt nachhaltige Wirkungen für ihr Studium und darüber hinaus. Derzeit arbeiten drei ehemalige Nightingale-Mentor*innen als Lehrer*innen an der Otto-Wels-Grundschule, was die Schullandschaft im Kiez langfristig prägt und verändert. Von der Einbindung in das Studium profitieren jedoch nicht nur die teilnehmenden Studierenden, denn die Erfahrungsberichte und Reflexionen aus dem Nightingale-Projekt können sowohl wissenschaftlich als auch in der universitären Lehre fruchtbar genutzt werden