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Aus dem Bereich hochschuldidaktische Qualifizierung: Neues Modul 2 befördert Reflexion und Transfer

Katja Reinecke für das DCAT-Team

08.11.2024

10 Jahre nach der ersten Zertifikatsverleihung an der FU Berlin haben wir das Curriculum der Lehrqualifizierung erweitert. Das Curriculum für das hochschuldidaktische Zertifikat des DCAT wurde im Vorgängerprojekt SUPPORT für die Lehre orientiert an dem Modell der Lehrkompetenz (LeKo) entwickelt und richtet sich organisatorisch nach den Standards der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd). Gemeinsam mit freiberuflichen Trainerinnen unserer Kurse haben wir in einer AG zur Curriculumsentwicklung das neue Modul 2 „Portfolio und Transfer“ entwickelt und 2024 als Teil des Zertifikatprogramms eingeführt.

Die Module im hochschuldidaktischen Curriculum

Das hochschuldidaktische Zertifikat an der FU Berlin ist in seinem Aufbau sehr ähnlich und gegenseitig kompatibel mit den Angeboten anderer hochschuldidaktischer Zentren bundesweit. Um am DCAT das Zertifikat zu erwerben, absolvieren die Lehrenden Veranstaltungen in 4 Modulen und verfassen parallel dazu ein Portfolio zur Reflexion und Dokumentation der eigenen Kompetenzentwicklung.

Abbildung 1.
Das hochschuldidaktische Zertifikatsprogramm

Quelle DCAT.

Das Grundlagenmodul (Modul 1) besteht aus einer Veranstaltung, die sich über mehrere Einzeltermine über das gesamte Semester erstreckt. Zu den Inhalten gehören unter anderem Qualitätsmerkmale akademischer Lehre: Vermittlung von Wissen und Unterstützung von Verstehen, Motivieren, Steuerung der Interaktion sowie die Reflexion von eigener Rolle und Selbstverständnis als Lehrperson im Kontext an der Universität. Während des Semesters führen die Teilnehmenden gegenseitig kollegiale Hospitationen und kollegiale Beratung durch.

Im Rahmen des Aufbaumoduls (Modul 3) können die Lehrenden frei wählen aus einer großen Auswahl wechselnder Themen sowie fachspezifischer Workshops.

Im Rahmen des Lehrprojekts (Modul 4) werden die Teilnehmenden in Kleingruppen während eines ganzen Semesters bei der Planung, Umsetzung und abschließenden Reflexion eines eigenen Vorhabens in ihrer Lehre begleitet. Zum Abschluss des Zertifikatprogramms reichen die Lehrenden ihr Portfolio ein und dokumentieren die Durchführung des Lehrprojekts.

Einbindung des neuen Modul 2 in das Curriculum durch das Portfolio

Was ist seit 2024 neu im Curriculum?

  • Portfolioinhalte werden durch Leitfragen und Vorgaben im Sinne eines die Qualifizierung begleitenden Prozessportfolios strukturiert.
  • Belegung des Portfolioworkshops wird verpflichtend.
  • Neuer Transferworkshop wird ebenfalls verpflichtend eingeführt.

Mit strukturellen und inhaltlichen Vorgaben sowie einer stärker gesteuerten Begleitung für das Lehrportfolio wollen wir die Teilnehmenden darin unterstützen, im Verlauf der Lehrqualifizierung frühzeitiger und zielführender mit dem sukzessiven Verfassen der einzelnen Portfoliotexte zu beginnen. Damit hoffen wir, dass die Lehrenden die Potenziale des reflektierenden Schreibens für die kontinuierliche Entwicklung ihrer Lehrkompetenz besser ausschöpfen (vgl. Bräuer 2016). Der zuvor optional wählbare Workshop zur Einführung in die Portfolioarbeit ist im neuen Curriculum ein verpflichtend zu absolvierender Kurs und wird idealerweise direkt nach Abschluss des Grundlagenmoduls besucht.

Die strukturierenden Leitfragen für die Portfolioarbeit beziehen sich auf die Inhalte aus allen Modulen der Lehrqualifizierung. Dadurch soll die Verknüpfung zwischen den Inhalten der einzelnen Workshops untereinander sowie mit den eigenen Lehrroutinen bewusster und expliziter hergestellt werden. Die Leitfragen gliedern sich dabei in 4 Bereiche:

  1. Die eigene Lehrkompetenzentwicklung – Blick zurück auf das Grundlagenmodul und Ziele für die Zukunft (Bezug zum Aufbaumodul)
  2. Verschränkung von Theorie & Praxis (Bezug zum Aufbaumodul und zum Transferworkshop)
  3. Lehrprojekt
  4. Ziele für die weitere Lehrentwicklung

Wie kommt die neue Idee in meine Lehre? Aufbau des Transferworkshops

Im Transferworkshop geht es darum, anhand eines konkreten Veränderungsimpulses von eher kleiner Reichweite die einzelnen Teilschritte des Theorie-Praxis-Transfers in die eigene Lehre zu vollziehen. Dabei sammeln die Teilnehmenden Ideen für die Vorbereitung auf das umfassendere Lehrentwicklungsprojekt zum Abschluss des Zertifikatprogramms (Modul 4) und machen weitere Erfahrungen mit der kollegialen Lehrentwicklung (vgl. Hoffmann, Kiehne 2018).

Derzeit pilotieren wir für die Arbeit im Transferworkshop zwei methodische Ansätze, den MikroArtikel (vgl. Wilke 2009) und Teaching Analysis Poll (TAP).

Für Teilnehmende, die die Methode MikroArtikel wählen, stammt der Veränderungsimpuls aus einem (theoretischen) Input, den Lehrende aus Veranstaltungen des hochschuldidaktischen Zertifikats mitbringen oder aus einer konkreten Praxiserfahrung aus der Lehrendenrolle heraus. Der MikroArtikel ist eine Textsorte des Wissensmanagements, in welcher Erkenntnisse und neu erworbenes Wissen in einer verdichteten Struktur aufbereitet und für eine spätere Anwendung festgehalten werden.

Mit Teaching Analysis Poll (TAP) (Weitzel, Timmann et alii 2022) wird zur Semestermitte qualitatives Feedback der Studierenden eingeholt. Die moderierte Gruppendiskussion (das eigentliche TAP) fokussiert dabei auf die Lernprozesse der Studierenden sowie die Faktoren, die in der jeweiligen konkreten Lehrveranstaltung das Lernen eher befördern oder behindern. Als gute Ergänzung standardisierter Lehrveranstaltungsevaluationen, holen sich die Lehrenden mit TAP mit überschaubarem Aufwand zeitnahes Feedback ein. Anschließend reflektieren die Workshopteilnehmer*innen gemeinsam über die studentischen Rückmeldungen und werden dabei unterstützt, wenn - und wie - sie daraufhin Änderungen in ihrer Lehrveranstaltung umsetzen möchten.

Wir hoffen, mit diesen Formaten den Lehrenden eine größere Unterstützung und neue Impulse für die Entwicklung ihrer Lehrkompetenz anzubieten.

 

Literatur

Bräuer, G. (2016) Das Portfolio als Reflexionsmedium für Lehrende und Studierende. 2., erw. Auflage. Barbara Budrich. https://fu-berlin.primo.exlibrisgroup.com/permalink/49KOBV_FUB/1v1tp5h/alma990049747260402883

Futter, K. (2012) Reflexion im Leistungsnachweis Lehrportfolio: eine Herausforderung mit Potential.In: Szczyrba, B; Gotzen, S. Das Lehrportfolio – Darstellung, Entwicklung und Nachweis von Lehrkompetenz an Hochschulen. Berlin: LIT-Verlag, 167-184. https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/72121/

Hoffmann, S.G.; Kiehne, B. (2018) Planungswerkstatt Hochschullehre. Ideen aus der Berliner Lehrpraxis. Universitätsverlag der TU Berlin. https://depositonce.tu-berlin.de/items/60bfa104-c47c-4b9a-bf74-26813a7ad473

Schaper, N.; Schlömer, T.; Paechter, M. (2012) Kompetenzen, Kompetenzorientierung und Employability in der Hochschule. ZFHE Jg.7/ Nr.4 https://www.zfhe.at/index.php/zfhe/article/view/506/524

Weitzel, J; Timman, A.; et alii (2022) Dialogische Feedback- und Evaluationsverfahren für die Hochschulentwicklung. In: Leben, N.; Reinecke, K.; Sonntag, U. Hochschullehre als Gemeinschaftsaufgabe. Akteur:innen und Fachkulturen in der lernenden Organisation. Blickpunkt Hochschuldidaktik. 107-119. https://www.wbv.de/shop/Hochschullehre-als-Gemeinschaftsaufgabe-6004857w

Wilke, H. (2000) Der MikroArtikel als Instrument des Wissensmanagements. In: Rietmann, S., Hensen, G. (eds) Werkstattbuch Familienzentrum. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91640-8_8