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Aus dem Bereich Lehrqualifizierung: SUPPORT pro – Konzeption und Umsetzung eines hochschuldidaktischen Angebots für Professor/innen an der Freien Universität Berlin

Katja Reinecke

25.04.2018

SUPPORT pro startet im Sommersemester 2018 in die Pilotphase und ist das erste Angebot der Lehrqualifizierung, das sich ausschließlich an Professor/innen richtet. Dafür wurde ein Selbstlernblog konzipiert, der den Bedürfnissen von zeitlicher Flexibilität und autonomer Steuerung des eigenen Lernens entgegen kommt. Eine große Herausforderung besteht dabei darin, das Selbstlernangebot in kleinen, zeitlich überschaubaren Einheiten zu strukturieren, die tendenziell unabhängig voneinander bearbeitet werden können und gleichzeitig hochschuldidaktisch anspruchsvolle und anwendungsbezogene Inhalte vermitteln.

Nachdem sich die hochschuldidaktische Qualifizierung von SUPPORT für die Lehre in der ersten Förderphase des Qualitätspakts etabliert hat und weiterhin sehr gut von den Nachwuchswissenschaftler/innen angenommen wird, sieht das Konzept für die zweite Förderphase (2017-2020) eine Erweiterung der Zielgruppe vor. Speziell für erfahrene Lehrende wurden dazu drei neue Weiterbildungselemente entwickelt: eine finanzielle Förderung für innovative Lehrvorhaben, ein professionelles Coaching, das von den Lehrenden in Anspruch genommen werden kann sowie SUPPORT pro – ein Workshop, der sich ausschließlich an Professor/innen richtet und folgende Ziele verfolgt:

  • Inputs zu hochschuldidaktischen Themen anzubieten;
  • den kollegialen Austausch unter erfahrenen Lehrenden mit Interesse an der Hochschuldidaktik anzuregen und dessen Potenzial zu vermitteln;
  • eine Vernetzung der Angebote von SUPPORT für die Lehre zu erreichen bzw. auf Unterstützungsmöglichkeiten wie z.B. das individuelle Coaching hinzuweisen;
  • bei den Lehrenden eine reflexive Haltung und die Arbeit an der eigenen hochschuldidaktischen Weiterentwicklung im Sinne einer deliberate practice zu befördern.

Die Zielgruppe der Professor/innen unterscheidet sich dabei von den Nachwuchswissenschaftler/innen in Hinblick auf deren Motivation und Ausgangslage. Die konstant gute Nachfrage nach den hochschuldidaktischen Workshops im Zertifikatprogramm seitens der Nachwuchslehrenden erklärt sich vor allem daraus, dass viele unter Ihnen bisher über keine oder nur wenig Lehrerfahrung verfügen und daher ein hohes Interesse aufweisen, ihre Lehrkompetenz zu stärken. Zudem spielt der lebenslaufwirksame Nachweis der eigenen hochschuldidaktischen Kompetenz für Nachwuchswissenschaftler/innen eine größere Rolle, da diese sich mehrheitlich in zeitlich befristeter Beschäftigung befinden und über Zertifikate ihre Bewerbungschancen erhöhen können. Diese Aspekte treffen auf Professor/innen i.d.R. nicht mehr zu. Für die Konzeption eines Workshops für diese Zielgruppe waren daher drei Überlegungen grundlegend:

  1. Das Angebot sollte inhaltlich breit gefächert und auf die Interessen und Bedürfnisse von Professor/innen zugeschnitten sein sowie deren Lehrerfahrung systematisch mit einbeziehen.
  2. Das Angebot soll zeitlich möglichst flexibel wahrgenommen werden.
  3. Das Angebot soll so strukturiert sein, dass das Lernen – die Setzung der Lernziele, der Lernweg und die Anwendungsformen - individuell gesteuert und gestaltet werden kann.

Aufgrund dieser Überlegungen wird SUPPORT pro im Blended-Learning-Format durchgeführt. Der Workshop besteht aus zwei Präsenzphasen à 4 Stunden und einer online-basierten Selbstlernphase. Im ersten Durchgang im Sommersemester 2018 findet der erste Präsenztag unmittelbar vor und der zweite am Ende der Vorlesungszeit statt.

Aufbau SUPPORT pro

Abbildung 1: Aufbau des Workshops SUPPORT pro

Das Selbstlernangebot greift nicht auf klassische Lernplattformen (wie Blackboard) zurück, sondern wird den Teilnehmenden medial als Blog zur Verfügung gestellt. Damit sollen ein niedrigschwelliger Zugang zu den Informationen sowie eine intuitive Navigation ermöglicht werden. In der Pilotphase stehen den Nutzer/innen vier Themenmodule zur Auswahl, die in Zusammenarbeit mit externen Autor/innen entwickelt wurden. Die Module Lehrveranstaltungen effizient planen und durchführen (Lehren), Kompetenzorientierte und lernwirksame Prüfungen (Prüfen) und Betreuung von Qualifizierungsarbeiten (Betreuen) sind als hochschuldidaktische Auffrischung konzipiert und einheitlich nach einem Bausteinprinzip aufgebaut. Die Lehrenden können je nach Interesse, Bedarf und Zielsetzung einzelne Bausteine auswählen und unter verschiedenen anwendungsbezogenen Aufgaben wählen. Der Lernweg kann individuell ausgerichtet werden. Den Professor/innen soll damit ermöglicht werden, schnell und gezielt auf (Teil-) Inhalte zuzugreifen. Beim Thema Forschendes Lernen ist davon auszugehen, dass die Teilnehmenden mit weniger Vorwissen und Erfahrungen in die Selbstlernphase starten als in den anderen Modulen. Darum ist dieses Modul als Einführung konzipiert und stellt eine in sich geschlossene Lerneinheit dar, die als Ganzes und in der vorgegebenen Struktur bearbeitet werden soll.

Zu den Modulen gehören folgende inhaltliche Bausteine:

  • Lehren: Interesse wecken, Zeiteffizienz, Lernen anregen, Stoff strukturieren, heterogene Zugangsbedingungen, Kritisches Denken anregen;
  • Prüfen: Mündliches Prüfen, schriftliches Prüfen, E-Prüfung, schwierige Situationen und Prüfungsangst, Bewertung;
  • Betreuen: Projektmanagement, Schreibprozesse unterstützen, Controlling und Monitoring;
  • Forschendes Lernen: Was ist Forschendes Lernen?, Herausforderungen und Rolle der Lehrperson im Forschenden Lernen, Phasen des Forschenden Lernens, Forschungskompetenzen, Studierende für das Forschungsseminar motivieren, Hinführung zu Forschungsfrage und -design, Organisation der Selbstlernphase, Methoden für Forschungsseminare.

Neben dem hohen Maß an Flexibilität und Autonomie, welches durch das online-basierte Angebot erreicht wird, besteht eine weitere Besonderheit darin, dass in jedem Baustein (im Sinne eines Hochschuldidaktik Digest) geeignete und qualitativ hochwertige WWW-Ressourcen verlinkt und in die Input- und Aufgabenstruktur des Moduls eingebettet werden. Auf diese Weise entstehen keine Dopplungen von Materialien und es wird keine Beschränkung des Lernens, Lesens und Reflektierens nur auf die dem Blog eigenen Texte vorgenommen. Materialien, die von etablierten Onlinequellen im hochschuldidaktischen Themenbereich zur Verfügung stehen wie z.B. von der Technischen Universität Darmstadt[1], der Ruhr-Universität Bochum[2], der Universität Bielefeld[3] oder der Pädagogischen Hochschule Luzern[4], sind vor allem nach deren Nützlichkeit und Umsetzbarkeit vorausgewählt und für die Teilnehmer/innen von SUPPORT pro kommentiert.

In der ersten Präsenzveranstaltung lernen sich die Teilnehmenden kennen, treten in einen ersten kollegialen Austausch und definieren ihre eigenen Lernziele für die Selbstlernphase, in welcher sie mindestens eine schriftliche Aufgabe aus den Themenmodulen bearbeiten. Die große Mehrheit der Aufgaben ist dabei insofern anwendungsbezogen formuliert, als dass die Ergebnisse der Erarbeitung unmittelbar in der Lehre angewendet werden können. So werden z.B. (Phasen von) Lehrveranstaltungen, (Elemente von) Prüfungen oder auch Arbeitshilfen für die Strukturierung von Betreuungsprozessen erarbeitet. Die Wahl der Aufgabe und auch deren Abwandlung nach eigenen Bedürfnissen stehen den Professor/innen frei. In der zweiten Präsenzveranstaltung stellen die Teilnehmenden einander ihre Lernergebnisse der in den Onlinemodulen bearbeiteten Aufgaben vor, tauschen sich zu ihren gewonnenen Erkenntnissen aus und diskutieren offen gebliebene Fragen. Der Selbstlernblog bleibt für die Teilnehmenden auch nach Abschluss des Workshops geöffnet, so dass diese je nach Interesse auch zu einem anderen Zeitpunkt damit arbeiten können.

Durch diese Verschränkung der Präsenz- und Onlinephase wird den Teilnehmenden sowohl Gelegenheit zum Austausch untereinander als auch Unterstützung und Anstöße für das selbstgesteuerte Lernen geboten. Das Bausteinprinzip des Onlineangebots erlaubt einerseits den Professor/innen, sich auch in kurzen Arbeitseinheiten mit den Inhalten zu beschäftigen und ermöglicht andererseits den Autorinnen des Blogs, nach den ersten Erfahrungen der Pilotphase Inhalte und Struktur kontinuierlich weiter zu entwickeln und langfristig auch für andere Zielgruppen zu öffnen und anzupassen.


[1] http://www.einfachlehren.tu-darmstadt.de/home_3/index.de.jsp

[2] https://dbs-lin.ruhr-uni-bochum.de/lehreladen/

[3] u.a. https://www.uni-bielefeld.de/richtig-einsteigen/Handreichung_Text-Feedback.pdf, http://www.uni-bielefeld.de/erziehungswissenschaft/scs/lehrende/lehrmethoden/sprechstunden_lehrende.html

[4] http://blog.phlu.ch/hd-blog/