Die Gurkentruppe (Leslie Niemöller und Liliane Oser)

„Was ist denn das für eine Gurkentruppe?“ fragt Nick der Biber, als er den anderen Bewohnern der Wohngemeinschaft begegnet, in die er einziehen will. Die anderen – das sind betrübtes Zebra, das morgens den Hintern nicht aus dem Bett kriegt, ein Bär, der vor der ganzen Welt Angst hat, ein hyperpenibler ordnungsliebender Hase und schließlich das einsame Schwein Hans.

Hans hatte das ganze Haus mit Garten allein bewohnt, bevor der Bär einzog, dem Hans im Wald zufällig begegnet war. Mit der Zeit entsteht dann die Wohngemeinschaft. Und alle Bewohner lernen voneinander, wie sie mit den gegenseitigen Macken zurechtkommen können.

So selbstironisch wie der Titel ist der gesamte Text des Buches. Gut zu lesen mit seinen dominant parataktischen Satzmustern. Aber kein Bilderbuch, sondern eine Geschichte zum Selbstlesen und gemeinsamen Lesen. Auf den 61 Seiten finden sich sieben ganzseitige Illustrationen und auf jeder Seite farbige Bilder, die den Text begleiten, erweitern und das Lesen unterstützen, weil man als Lesender nach dem Umblättern jeweils Erwartungen an den Text schon einmal aufbauen kann. Auf fast allen Bildern tauchen Gemüsegurken auf. Ganz so einfach lässt sich mit Selbstironie Inklusion nicht herstellen. Aber dass es die Möglichkeit gibt, Diversität und Inklusion gemeinsam zu leben, weil alle zum gemeinsamen Leben etwas Eigenes (und Neues) beitragen können – das ist eben mit wirklicher Literatur erfahrbar, die es mit Möglichkeitswelten zu tun hat. Die klare und witzige Sprache mag den Erwerb flüssiger Lesefähigkeiten befördern, entscheidend aber ist, dass Sprach- und Leseerfahrungen mit dem Literarisch-Poetischen gemacht werden. Das scheint auch ein erfolgreiches Rezept zu sein, denn vor kurzem ist im Moritz-Verlag ein zweites Buch erschienen: Die Gurkentruppe hält zusammen.

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Bilderbuch des Monats Juni 2025 von Prof. Dr. Norbert Kruse