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Entwicklungspsychopathologie

Die Entwicklungspsychopathologie widmet sich der Erforschung biopsychosozialer Mechanismen, die sowohl der abweichenden als auch der normalen Entwicklung zugrunde liegen. Sie beschränkt sich nicht auf die bloße Beschreibung abweichenden Verhaltens in einem bestimmten Alter, sondern untersucht das dynamische Wechselspiel von biopsychosozialen Risiko- und Schutzbedingungen in der Entwicklung über die Lebensspanne. Um die Komplexität der angepassten und fehlangepassten Entwicklung angemessen erfassen zu können, bedient sie sich eines interdisziplinären Ansatzes. Der Fokus liegt dabei auf psychischen und Verhaltensphänomenen. Körperliche Erkrankungen, Behinderungen, deren Entstehung sowie die allgemeine körperliche Entwicklung finden in dem Maße Berücksichtigung, in dem sie einen Einfluss auf die angepasste und fehlangepasste kognitive, emotionale und/oder soziale Entwicklung haben.

Zu diesem Zweck widmet sich die Entwicklungspsychopathologie vielfältigen Aufgaben:

Aufgabenkatalog der Entwicklungspsychopathologie

Den Entwicklungsverlauf betreffend

  • Längsschnittliche Betrachtung der Entwicklung,
  • Unterscheiden von Kontinuität und Diskontinuität im Entwicklungsverlauf,
  • Berücksichtigen kritischer Wachstums-,Entwicklungsperioden und sensibler Phasen,
  • Untersuchen normaler und abweichender Entwicklungsverläufe (Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Vergleich aufdecken) und
  • Identifizieren altersgemäßer Veränderungen im angepassten und auffälligen Verhalten.

Risiko- und Schutzbedingungen im Entwicklungsverlauf betreffend

  • Berücksichtigen von Entwicklungsaufgaben und spezifischen Fertigkeiten für ihre Bewältigung,
  • Untersuchen von Verhaltensneuorganisation während der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben,
  • Suchen und Berücksichtigen biopsychosozialer Wirkfaktoren sowie
  • Erkennen von Risiko- und Schutzfaktoren, Vulnerabilität und Resilienz, einschließlich der pathogen wirkenden Mechanismen.

Prädiktion, Prävention und Intervention betreffend

  • Empirische Absicherung von Entwicklungsmodellen zur Erklärung psychischer Störungen und Erkrankungen,
  • Identifizieren von Prädiktoren für bestimmte Entwicklungsverläufe und
  • Schaffen entwicklungsorientierter Präventionen und Interventionen sowie
  • Entwickeln geeigneter Forschungsansätze für die speziellen Fragestellungen der Entwicklungspsychopathologie.

Diese Definition und der Aufgabenkatalog entstammen unserem Lehrbuch zur Entwicklungspsychopathologie (Petermann, Kusch & Niebank, unter Mitarbeit von H. Scheithauer, 1998). Besonderen Wert legen wir in unserer Arbeitsgruppe auf den Vergleich angepasster und fehlangepasster Entwicklung, die wir nicht als Gegensätze ansehen, sondern als zwei Aspekte des gemeinsamen Kontinuums "Entwicklung".

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