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„Nicht ohne meine Partnerin!“: Alleiniges vs. gemeinsames Planen von Beckenbodentraining

05.10.2015

Jan Keller

Für uns selbst ganz genau zu planen, wann, wo und wie wir körperlich aktiver werden, hilft laut gesundheitspsychologischer Forschung oftmals, unsere Aktivitätsziele in die Tat umzusetzen. Die Forschung zeigt außerdem, dass Personen in Partnerschaft einen starken gegenseitigen Einfluss auf ihre körperliche Aktivität ausüben. Als darauf aufbauende Forschungsidee, könnte das gemeinsame Planen von körperlicher Aktivität ebenfalls mit dem Erreichen von Aktivitätszielen in Verbindung stehen. Bislang ist aber noch wenig darüber bekannt, wie Personen dies einsetzen: Wird zuerst alleine geplant oder wird sofort auf die Hilfe der Partnerin bzw. des Partner zurückgegriffen? Einer ähnlichen Fragestellung sind der schweizer Professor Guy Bodenmann und sein Team nachgegangen. Sie gehen davon aus, dass Personen versuchen, zuerst die Situation aus eigener Kraft anzugehen. Wenn dies nicht ausreicht, wird erst dann auf die Unterstützung der Partnerin bzw. des Partners zurückgegriffen.

Zuerst allein oder zuerst mithilfe der Partnerin planen? Und welche dieser Planungsressourcen stehen mit tatsächlicher Aktivität in Zusammenhang? - diese Fragen wurden im Kontext des Reha-Prozesses nach operativer Entfernung eines Prostatatumors untersucht. Sowohl Patienten als auch ihre Partnerinnen nahmen an der Studie teil. Um die Folgen der Tumoroperation zu kontrollieren, wird Patienten regelmäßiges Beckenbodentraining von Ärzten empfohlen und sollte entsprechend umgesetzt werden.

STUDIENAUFBAU

Unser Studienteam befragte 209 Prostatakrebspatienten und deren Partnerinnen in zwei urologischen Kliniken der Charité – Universitätsmedizin Berlin über einen Zeitraum von 7-8 Monaten nach der Operation. Es wurde erfasst, wie oft die Patienten zuhause Beckenbodentraining ausführten und wie oft sie dies vorher alleine oder gemeinsam mit ihrer Partnerin planten.

WIE WIRD GEPLANT & WELCHES PLANEN WAR MIT BECKENBODENTRAINING VERKNÜPFT?

Das alleinige Planen des eigenen Beckenbodentrainings durch die Patienten und das gemeinsame Planen zusammen mit ihren Partnerinnen wurden über den Studienzeitraum parallel zueinander eingesetzt. Dabei hing das alleinige Planen der Patienten fortwährend über die 7-8 Monate mit mehr Beckenbodentraining zusammen. Dementgegen war das gemeinsame Planen mit den Partnerinnen kurz nach der Operation nicht mit Beckenbodentraining verknüpft. Erst mehrere Monate nach der Operation stand das gemeinsame, partnerschaftliche Planen ähnlich stark mit dem Beckenbodentraining in Verbindung wie das alleinige Planen.

FAZIT FÜR DIE GESUNDHEITSPRAXIS

Für die Aufnahme und Aufrechterhaltung eines neuen gesundheitsbezogenen Verhaltens könnte dies bedeuten:

  • Das alleinige Planen von „Wann-Wo-Wie“ hilft dabei, gute Absichten erfolgreich in die Tat umsetzen.
  • Das zusätzliche gemeinsame, partnerschaftliche Planen könnte ebenfalls hilfreich sein, es kommt aber auf den Zeitpunkt der Anwendung an.

Hier geht es zum Artikel in der Zeitschrift Rehabilitation Psychology.