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GeLeGanz-Studie

Ausgangslage

Als Weg zur Bewältigung der Herausforderungen an das deutsche Bildungssystem, die sich u.a. durch Zuwanderung stellen, wird vielfach der Umbau von der Halb- zur Ganztagsschule betrachtet. An Ganztagsschulen werden hohe Erwartungen geknüpft; dazu gehört die Stärkung von Bildungserfolg und sozialer Teilhabe von sozial bildungsbenachteiligten Schüler:innen mit Migrationshintergrund. Diese Erwartungen konnten bis jetzt in Deutschland noch zu wenig erfüllt werden. In anderen Ländern gibt es jedoch vergleichbare Angebote von hoher Qualität, die wirksam sind. Wir wollen empirische Befunde und das Wissen aus anderen Ländern nutzbar machen, damit das Potenzial der Ganztagsschulen, besonders der Ganztagsgrundschulen, auch in Deutschland besser ausgeschöpft werden kann.

Forschungsfragen

Die Zielgruppe des Forschungsprojekts sind sozial bildungsbenachteiligte Schüler:innen mit Migrationshintergrund. Das Projekt wird Antworten auf u.a. folgende Fragen geben und dabei insbesondere den Abbau von Bildungsbarrieren und die Förderung von sozialer Teilhabe in den Blick nehmen:  

  1. Welche Merkmale sind charakteristisch für die derzeitige Umsetzung der Ganztagsgrundschule in Deutschland?

  2. Welche Merkmale der Ganztagsgrundschule und ihrer außerschulischen Kooperationspartner in Deutschland sind nach dem Urteil (inter-)nationaler Expert:innen zielführend, unzureichend oder fehlend im Hinblick auf den vom Ganztag erhofften Erfolg für die Zielgruppe?

  3. Wie schätzen praxisnahe Akteure (Bildungsverwaltung, Schulleitungen und andere Verantwortliche, Lehrkräfte und weiteres pädagogisch tätiges Personal) die aus der Expert:innenbefragung gewonnenen Impulse zur Weiterentwicklung der Lernumwelten der Ganztagsgrundschule und ihrer außerschulischen Kooperationspartner ein?

  4. Welche Konzepte, Maßnahmen und Produkte können gemeinsam mit den Praxis- und Transferpartner auf den verschiedenen Ebenen angestoßen werden?

Phasen und Methoden

Anhand der Forschungsfragen wird die Durchführung des Projekts in vier Phasen aufgeteilt:   

In der ersten Phase wird eine Charakterisierung von Ganztags(grund)schule mit Fokus auf die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Zielgruppe erstellt (Schüpbach, 2018). Auf dieser Basis werden internationale und nationale Expert:innen nach einer ersten Einschätzung der Gelingensbedingungen und der zentralen Qualitätsmerkmale des Angebots für die Zielgruppe befragt. Die Interviews werden mittels qualitativer Inhaltsanalyse (Mayring, 2015) analysiert.

In der zweiten Phase wird internationalen Expert:innen eine zusammenfassende Charakterisierung des Angebots aus deutscher Perspektive zur zweiten Einschätzung vorgelegt. Im Anschluss bekommen die nationalen Expert:innen eine Zusammenfassung aus der Sicht der internationalen Expert:innen. Somit wird ein sequenzielles Vorgehen gewählt, um die Einschätzungen der (inter)nationalen Expert:innen zu analysieren.

Dieses Ergebnis wird in der dritten Phase in Fokusgruppen von verschiedenen praxisnahen Akteuren diskutiert (Zwick & Schröter, 2012). Die Diskussionen werden ebenfalls mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.

Die gewonnenen Ergebnisse werden in der vierten Phase zusammen mit Praxis- und Transferpartnern erprobt.  Eine abschließende Befragung der Schulen und ihrer außerschulischen Kooperationspartner soll zu Einschätzungen führen, ob die entwickelten Konzepte und Maßnahmen praxistauglich und zielführend sind.

Referenzen

Mayring, P. (2015). Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken (12., überarbeitete Aufl.). Weinheim: Beltz.

Schüpbach, M. (2018). Useful terms in English for the field of extended education and a characterization of the field from a Swiss perspective. International Journal for Research on Extended Education, 6(2), 132–143.

Zwick, M. M., Schröter, R. (2012). Konzeption und Durchführung von Fokusgruppen am Beispiel des BMBF-Projekts „Übergewicht und Adipositas bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen als systemisches Risiko“. In M. Schulz, B. Mack & O. Renn (Hrsg.), Fokusgruppen in der empirischen Sozialwissenschaft (S. 24-48). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.