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Anna Kochanova

Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie

Wissenschaftsbereich Grundschulpädagogik

Arbeitsbereich Didaktik Deutsch

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Adresse
Habelschwerdter Allee 45
Raum KL 23/143
14195 Berlin
Fax
(030) 838 461871

Sprechstunde

Nach Absprache per E-Mail.

07/2025: Promotion im Fach Erziehungswissenschaft an der Freien Universität Berlin; Titel der Dissertationsstudie: Sprache (anders) erfahren: Ästhetische Aufmerksamkeit in Grundschulwillkommensklassen (summa cum laude)

seit 04/2023: Mitglied des Forschungsteams im interdisziplinären Projekt IDéAL: Die Sprache des Anderen lernen, mit einander leben des Deutsch-Französischen Jugendwerks (OFAJ)

seit 08/2022: Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Freien Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Arbeitsbereich Grundschulpädagogik / Didaktik Deutsch

seit 10/2016: Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Arbeitsbereich Grundschulpädagogik / Didaktik Deutsch

08/2012 – 10/2013: Theaterpädagogin im Kunstzentrum für Kinder und Jugendliche „Theater an der Promenade“ (Moskau, Russische Föderation)

09/2011 – 06/2013: Deutschlehrerin in Sprachkursen für Jugendliche und Erwachsene an der Moskauer Staatlichen M.W. Lomonossow-Universität (Moskau, Russische Föderation)

09/2008 – 08/2010: Deutschlehrerin am staatlichen Gymnasium (Moskau, Russische Föderation)

06/2009: M.A. in Linguistik an der Moskauer Staatlichen Pädagogischen Universität

06/2007: B.A. in Linguistik an der Moskauer Staatlichen Pädagogischen Universität

Lehrveranstaltungen (Auswahl):

  • SoSe 25: D2-Ringseminar Einführung in das Fach Deutsch und die Deutschdidaktik [in Kooperation mit Anna Demi, Tiner Özçelik, Natalia Sarota]
  • WiSe 24/25: Mitarbeit im Praxissemester: Gestaltung von Begleitseminaren, Beratung von Studierenden sowie Organisation und Reflexion der Unterrichtsbesuche
  • SoSe 24: D6-Seminar Anspruchsvolle Bilderbücher: Theoretische Auseinandersetzung und Konzepterprobungen
  • WiSe 23/24: D5-Seminar Mehrsprachigkeit und ästhetische Dimensionen der Sprache
  • SoSe 23: (II) Aktuelle Forschungsfragen Deutsch: Macht - Kolonialismus - Sprache [in Kooperation mit Fritz Kempas]
  • SoSe 23: D4-Seminar (Block) Schriftspracherwerb im Anfangsunterricht
  • WiSe 22/23: D5-Seminar Mehrsprachigkeit im Kontext kolonialer Kontinutäten [in Kooperation mit Fritz Kempas]
  • SoSe 22: D4-Seminar (Block) Beobachten im Anfangsunterricht: Reflektieren und Hinterfragen

Auszeichnungen:

  • SoSe 2024: Auszeichnung mit dem "Preis für ausgezeichnete Lehre 2024 für Grundschulpädagogik" an der FU Berlin
  • SoSe 2022: Auszeichnung mit dem „Preis für beste Lehre 2021 für Lehramt“ an der FU Berlin

Sprache (anders) erfahren: Ästhetische Aufmerksamkeit in Grundschulwillkommensklassen

- Promotionsprojekt

Neu zugewanderte Kinder werden im deutschen Schulsystem nach wie vor als ein vorübergehendes ,Problem‘ behandelt (Diehm /Radtke 2018; Khakpour 2023). Diese These stützt sich auf einen historischen Rückblick, der Kontinuitäten hinsichtlich des defizitorientierten ,Umgangs' mit dieser Schüler:innengruppe aufzeigt. In Bezug auf die konzeptionelle Unterrichtsgestaltung lassen sich in Willkommensklassen drei konventionelle Maximen rekonstruieren:

  • eine monolinguale Ausrichtung, bei der Mehrsprachigkeit weitgehend ausgeblendet wird,
  • ein verengtes Verständnis von Lernen, das auf operationalisierbare und steuerbare Kompetenzen fokussiert sowie
  • eine funktional-reduktionistische Auffassung von Sprache, die formal-linguistische Aspekte gegenüber den literar-ästhetischen eindeutig priorisiert.

Ausgehend von Humboldts Sprachverständnis und unter Einbezug interdisziplinärer Perspektiven (u. a. Brune 2020; Dietrich et al. 2013; Spinner 2008; Trabant 2008; Seel 2003; Bruner 1997; Merleau-Ponty 1993) wird ein theoretisch-konzeptioneller Rahmen entlang der Trias Sprache – Ästhetik – Kognition entwickelt. Dessen Wechselspiel zeigt sich besonders im Umgang mit Ambiguität und Alterität: Wo Uneindeutigkeit irritiert und Fremdes herausfordert, setzen sich tastende – kognitive wie ästhetische – Prozesse des (Um-)Deutens und Imaginierens in Bewegung und drängen zum (sprachlichen) Ausdruck. Vor diesem Hintergrund rückt die Studie ästhetisch geprägte Aktivitäten des Spielens, Erzählens und Imaginierens in den Fokus. Als „Formsprachen der inneren Welt“ (Merkel 2000) weisen sie ästhetische Qualitäten auf, bilden einen Nährboden für ästhetische Prozesse und sind – als anthropologische Konstanten und unhintergehbare Dimensionen des Sozialen (Straub 2014, Wulf 2014, Huizinga 2006) – allen Kindern gemeinsam.

Die qualitativ-empirische Studie wurde in zwei Grundschulwillkommensklassen durchgeführt und basiert auf einem ethnografischen Forschungsdesign mit videogestützter teilnehmender Beobachtung im Unterricht und retrospektiven leitfadengestützten Interviews mit den Lehrkräften. Im Zentrum der rekonstruktiv-interpretativen Analyse stehen key incidents – verdichtete Momente spielerisch-narrativ-imaginativer Unterrichtsaktivitäten. Diese wurden auf Grundlage der key incident Analyse (Kroon / Sturm 2002) sowie in Anlehnung an die Dokumentarische Methode (Bohnsack 2014) ausgewertet.

Im Verlauf der Analyse kristallisiert sich das Phänomen der ästhetischen Aufmerksamkeit (Engel 2020) heraus. Sie zeigt sich als leibbezogene und intersubjektiv geteilte Form der Zuwendung, die im Modus des Spielens, Erzählens und Imaginierens emergiert. In solchen Momenten wird Sprache als Medium des (Selbst-)Ausdrucks, der Erfahrung, Teilhabe und Sinnbildung erfahrbar – auch für Kinder, die (noch) kaum Deutsch sprechen.


IDéAL: Die Sprache des Anderen lernen, mit einander leben

- Intersidziplinäres Projekt des Deutsch-Französische Jugendwerks (OFAJ)

https://www.dfjw.org/forschung-und-evaluierung/forschungsprojekte/ideal-die-sprache-des-anderen-lernen-mit-einander-leben


Arbeits- und Forschungsschwerpunkte

  • Mehrsprachigkeit und Heterogenität
  • Ästhetische Dimensionen der Sprachbildung
  • Schriftspracherwerb und Lesesozialisation
  • Qualitativ-empirische Forschung / Ethnografische Unterrichtsforschung

Publikationen:

  • 2023 „Liza gezischte“ oder auf einem literar-ästhetischen Weg zur schriftlichen Narration in einer Grundschulwillkommensklasse. In: Kellermann, Ingrid / Ferrin, Nino (Hrsg.): Narrative Räume für das Denken in Möglichkeiten. Perspektivität – Fiktionalität – Kreativität. Tübingen: Stauffenburg, 269-284.
  • 2022 (mit Ingrid Kellermann) „Das ist ein Buch? – Nein, SE-US!“ Spielen, Erzählen, Imaginieren in Willkommensklassen. In: Jahrbuch für allgemeine Didaktik 2021, 15-33.
  • 2018 (mit Irina Schipowa) Bilderbücher und ihr didaktisches Potenzial. In: Das Wort, Germanistisches Jahrbuch Russland, 31, S. 225 – 240.

Ausgewählte Vorträge:

  • 2024 Sprache (anders) erfahren: Erzählen in Grundschulwillkommensklassen. Vortrag auf dem 25. Symposion Deutschdidaktik (SDD) in Mainz von 16. bis 18. September 2024.
  • 2023 (mit Fritz Kempas) Macht - Kolonialismus - Sprache: (K)ein Thema fürs Grundschullehramt? (Selbst-)reflexive Momente in Texten von Studierenden. Vortrag auf der 7. Jahrestagung des Vereins "Migrationspädagogische Zweitsprachdidaktik" zum Thema: "Nur Sprache? Zum Ineinanderwirken verschiedener Differenzdimensionen in Kontexten der Zweitsprachdidaktik" am 29./30.09.2023.
  • 2023 Ästhetische Aufmerksamkeit und alternative Zugänge zur Sprache in separierten Lerngruppen für neu zugewanderte Grundschulkinder. Vortrag auf der 2. Tagung des Österreichischen Forums Deutschdidaktik (ÖFDD) zum Thema "Kunst oder Leben? Ästhetisches Lernen in Zeiten globalen Krisen" an der Universität Innsbruck am 28./29.09.2023.
  • 2018 (mit Irina Schipowa) Bilderbücher und ihr didaktisches Potential. Vortrag auf der XXXV. Germanistikkonferenz des DAAD in Ufa (Russland) vom 9. bis 10. April 2018.
  • 2017 Sprachförderung bei Kindern mit Migrationshintergrund in temporären Lerngruppen (ohne Deutschkenntnisse) –  Identifikation und Weiterentwicklung erfolgreicher Unterrichtsmethoden. Vortrag auf der 26. Jahrestagung der Sektion  Schulpädagogik, Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe in Landau (Deutschland) vom 27. bis 29. September 2017.