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Image von Naturwissenschaften

"Der Einfluss des Image von Mathematik und Naturwissenschaften auf die schulische Interessen- und Leistungsentwicklung - Fortsetzungsprojekt"
(im DFG-Schwerpunktprogrammm "Bildungsqualität von Schulen")

DFG-Projekt (2002-2006)

Projektleitung:

Wissenschaftliche MitarbeiterInnen:

Studentische MitarbeiterInnen:

  • Cand. Psych. Julia Holle
  • Cand. Psych. Lisa Warner

 


 

TIMSS/III hat für deutsche Schüler und Schülerinnen Leistungsdefizite im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich aufgezeigt. In unserem Forschungsprojekt führen wir die Defizite auf das schlechte Image zurück, dass die Fächer Mathematik, Physik und Chemie in deutschen Schulen haben. Unsere Untersuchungen zeigen das Folgende:

  1. Diese Fächer werden als schwieriger wahrgenommen als die geisteswissen­schaftlichen und sprachlichen Fächer (Schwierigkeit).
  2. In Physik und vor allem in Mathematik gezeigte Leistungen oder Testergebnisse werden als stärker diagnostisch für die zugrunde liegende Intelligenz der Schülerinnen und Schüler angesehen, als dies in den geisteswissenschaftlichen und sprachlichen Fächern der Fall ist (Fähigkeitsdiagnostizität).
  3. Physik- und Mathematikunterricht bieten weniger Möglichkeiten zu freier Gestaltung - und damit zum Ausdruck der eigenen Persönlichkeit oder Identität der Lernenden (Selbstaffirmation)
  4. Unterricht in Mathematik und Naturwissenschaften geht weniger wahrscheinlich mit sinnlich positiven Erlebnissen einher, als dies in den geisteswissenschaftlichen und sprachlichen Fächern der Fall ist (Sinnlichkeit)
  5. Mathematik und Physik werden von Mädchen und Jungen gleichermaßen als "typische Jungenfächer" erlebt.

Unsere Studien zeigen weiter, dass das negative Image der Mathematik und der Naturwissenschaften die Interessen- und Leistungsentwicklung der Lernenden ungünstig beeinflusst. Wir konnten nachweisen, dass Schülerinnen und Schüler solche Fächer bevorzugen, deren Image sie als ihnen selbst (Selbstbild) ähnlich empfinden und umgekehrt Fächer ablehnen, deren Image von ihrem Selbstbild stark abweicht. Weil Lernende also ihre eigene Person über die Fächer definieren, mit denen sie sich identifizieren, kann eine Steigerung des Anteils der Schülerinnen und Schüler, die Mathematik und Naturwissenschaften mögen, nur erreicht werden durch eine Veränderung des Image dieser Fächer oder aber dadurch, dass das Image im jeweiligen Unterricht nicht relevant wird. Ziel unserer für die Zukunft geplanten Studien ist es a) zu prüfen, inwieweit das negative Image durch schulische Interventionen verändert werden kann und b) schulische Kontextfaktoren zu identifizieren, die die Anwendung des negativen Image im Klassenzimmer verhindern. Einen solchen Kontextfaktor haben wir bereits identifiziert: Werden Schülerinnen in der Physik in Mädchengruppen unterrichtet, so wird das negative Image der maskulinen Konnotation nicht aktiviert (Projekt zur Koedukation »). Im Ergebnis können sie eher Interesse an der Physik entfalten, als wenn sie in koedukativen Gruppen unterrichtet werden.


ausgewählte Literatur

  • Kessels, U., Rau, M. & Hannover, B. (in press). What goes well with physics? Measuring and altering the image of science. British Journal of Educational Psychology
  • Kessels, U. (2005). Fitting into the stereotype: How gender-stereotyped perceptions of prototypic peers relate to liking for school subjects. European Journal of Psychology of Education, 20(3), 309-323.
  • Kessels, U. & Hannover, B. (2004). Entwicklung schulischer Interessen als Identitätsregulation. In: J. Doll & M. Prenzel (Hrsg.), Schulische und außerschulische Ansätze zur Verbesserung der Bildungsqualität (S. 345-359). Münster: Waxmann
  • Hannover (2004). Gender revisited. Konsequenzen aus PISA für die Geschlechterforschung. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 2, 77-95.
  • pdf Hannover, B. & Kessels, U. (2004). Self-to-prototype matching as a strategy for making academic choices. Why German high school students do not like math and science. Learning and Instruction, 14, 51-67.
  • Kessels, U. (2004). Mädchenfächer - Jungenfächer? Geschlechtertrennung im Unterricht. Friedrich Jahresheft XXII, 90-94.
  • Kessels, U. & Hannover, B. (2004). Empfundene "Selbstnähe" als Mediator zwischen Fähigkeitsselbstkonzept und Leistungskurswahlintentionen. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 36, 130-138.
  • Kessels, U. & Hannover, B. (2004). Was bewirkt die Werbung für ingenieurwissenschaftliche Fächer durch Universitäten? Evaluation eines Angebots für Schülerinnen und Schüler. Empirische Pädagogik, 18(2), 228-251.
  • Hannover, B. & Kessels, U. (2003). Der Einfluss des Image der Mathematik auf die schulische Interessen- und Leistungsentwicklung. In H.W. Henn (Hrsg.), Beiträge zum Mathematikunterricht (S. 15-22). Hildesheim: Franzbecker-Verlag.
  • Rau, M. (2003). Explizite und implizite Einstellungen von Schülerinnen und Schülern zu Englisch und Physik. Unveröffentlichte Diplomarbeit: Technische Universität Berlin
  • Schirner, Sigrun (2004). Aktivierung des negativen Stereotyps über Physik bei Schülern durch fähigkeitsbezogenes Feedback. Unveröffentlichte Diplomarbeit: Technische Universität Berlin
  • Hannover, B. (2002). Einstellungen und Werte als förderliche oder hinderliche Bedingungen schulischer Leistungsfähigkeit. 45. Beiheft der Zeitschrift für Pädagogik, 322-325. Weinheim: Beltz
  • Hannover, B. & Kessels, U. (2002). Monoedukativer Anfangsunterricht in Physik: Auswirkungen auf Motivation, Selbstkonzept und Kurswahlverhalten von Gesamtschülerinnen und Gesamtschülern. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 34 (4), 201-215.
  • Kessels, U. (2002). Undoing Gender in der Schule. Eine empirische Studie über Koedukation und Geschlechtsidentität im Physikunterricht. Weinheim/München: Juventa
  • Kessels, U. & Hannover, B. (2002). Die Auswirkungen von Stereotypen über Schulfächer auf die Berufswahlabsichten Jugendlicher. In B. Spinath & E. Heise (Hrsg.), Pädagogische Psychologie unter gewandelten gesellschaftlichen Bedingungen (S. 53-67). Hamburg: Kovac.
  • Kessels, U.& Hannover, B. & Janetzke, H. (2002). Einstellungen von Schülerinnen und Schülern zur Monoedukation im naturwissenschaftlichen Anfangsunterricht. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 1, 17-30.
  • Kessels, U. & Hannover, B., Rau, M. & Schirner, S. (2002). Ist die Physik reif für eine Image-Kampagne? Physik-Journal, (11) 65-70.

 

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