Springe direkt zu Inhalt

Jungen als "Bildungsverlier"?

Jungen als „Bildungsverlierer“?

In mehreren Studien untersuchen wir, ob und inwiefern Stereotypen über Schule und Lernen insgesamt eine vergleichsweise schlechtere Passung zum Selbstbild von Jungen bzw. zu Vorstellungen von Männlichkeit aufweisen. Hier gingen wir im Rahmen des von der DFG geförderten Forschungsprojektes „Sind Jungen die neuen Bildungsverlierer? beispielweise der aktuell stark diskutierten Frage nach, ob Schule als „weiblich“ wahrgenommen wird (Heyder & Kessels, 2013). Weitere Studien (zusammenfassend Kessels, et al., 2014) fokussierten, welche schulischen Verhaltensweisen dazu führen, dass Jugendliche von ihren Peers als besonders maskulin oder aber feminin wahrgenommen werden - und wie dies das geringere Engagement von Jungen in der Schule erklären kann (Heyder & Kessels, 2017). Auch die Perspektive der Lehrkräfte wurde dabei untersucht: Welche Konsequenzen hat es, wenn Jungen im Kontext Schule ihre Maskulinität besonders betonen? (Heyder & Kessels, 2015) Auch prüften wir, inwiefern Männlichkeitsnormen mit lernförderlichem Verhalten (wie dem academic help-seeking) kollidieren und wie dies die Schulleistungen von Jungen beeinträchtigt (Kessels & Steinmayr, 2013a) und inwiefern Geschlechtsunterschiede in der allgemeinen Einstellung zur Schule durch geschlechtstypische Interessensprofile erklärt werden können (Kessels & Steinmayr, 2013b). Schließlich haben wir die Frage untersucht, inwiefern Persönlichkeitsmerkmale den gegenläufigen gender gap beim schulischen Erfolg und beruflichen Erfolg erklären können. Hier zeigten wir, dass teilweise die gleichen, aber teilweise auch unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale schulischen bzw. beruflichen Erfolg vorhersagen und dass Geschlechtsunterschiede in diesen Persönlichkeitsmerkmalen die Geschlechtsunterschiede im Erfolg mediieren (Steinmayr & Kessels, 2017).

Ausgewählte Publikationen:

Heyder, A. & Kessels, U. (2013). Is school feminine? Implicit gender stereotyping of school as a predictor of academic achievement. Sex Roles, 69 (11-12), 605-617. http://www.dx.doi.org/10.1007/s11199-013-0309-9

Heyder, A. & Kessels, U. (2015). Do teachers equate male and masculine with lower academic engagement? How students’ gender enactment triggers gender stereotypes at school.Social Psychology of Education, 18. 467-485. http://dx.doi.org/10.1007/s11218-015-9303-0

Heyder, A. & Kessels, U. (2017). Boys don’t work? On the psychological benefits of showing low effort in high school. Sex Roles, 77, 72-85. http://dx.doi.org/10.1007/s11199-016-0683-1

Kessels, U. & Heyder, A. (2020). Not stupid, but lazy? Psychological benefits of disruptive classroom behavior from an attributional perspective. Social Psychology of Education, 23, 583-613. https://doi.org/10.1007/s11218-020-09550-6 

Kessels, U., Heyder, A., Latsch, M. & Hannover, B (2014). How gender differences in academic engagement relate to students' gender identity. Educational Research, 56(2), 219-228. http://dx.doi.org/10.1080/00131881.2014.898916

Kessels U. & Steinmayr, R. (2013a). Macho-Man in school: Toward the role of gender role orientation and help-seeking in school performance. Learning and Individual Differences, 23, 234-240. http://dx.doi.org/10.1016/j.lindif.2012.09.013

Kessels, U. & Steinmayr, R. (2013b). Der subjektive Wert von Schule in Abhängigkeit vom verbalen und mathematischen Selbstkonzept. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 27 (1-2), 105-113. https://doi.org/10.1024/1010-0652/a000093

Steinmayr, R., & Kessels, U. (2017). Good at school= successful on the job? Explaining gender differences in scholastic and vocational success. Personality and Individual Differences, 105, 107-115. http://dx.doi.org/10.1016/j.paid.2016.09.032