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Aus dem Bereich Evaluation SUPPORT: Wie bewerten Studierende das Mentoring-Programm für Erstsemesterstudierende an der Freien Universität Berlin?

Susanne Bergann

21.08.2017

Seit dem Wintersemester 2012/2013 bieten die Fachbereiche der Freien Universität Berlin ein Mentoring-Programm für Studienanfänger/innen an, an welchem durchschnittlich 70% der Erstsemesterstudierenden teilnehmen. Die Ergebnisse der Programmevaluation sowie der Befragung von Studienanfänger/innen und Bachelorstudierenden der Freien Universität Berlin geben Hinweise darauf, dass das Programm von den Studierenden akzeptiert wird und die Mentoring-Teilnahme das Studierverhalten und -erleben sowie den Studienerfolg positiv beeinflusst.

Im Mentoring-Programm werden Studienanfänger/innen (Mentees) in einer Kleingruppe über ein bis zwei Semester von erfahrenen Studierenden ihres Fachs (Mentor/innen) begleitet. Es soll Erstsemesterstudierenden den Einstieg in das Studium erleichtern, bei der Orientierung zu Studienbeginn helfen sowie allgemeine Lernstrategien und fachspezifische Arbeitsmethoden vermitteln. Die begleitende Evaluation des Programms, welche durch die Arbeitsstelle Lehr- und Studienqualität im Rahmen der Evaluation des Projekts SUPPORT erfolgt, soll zum einen Hinweise auf die Programmreichweite und die Qualität der Programmausführung und zum anderen Hinweise auf die Programmwirksamkeit liefern. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wird das Programm stetig weiterentwickelt und der Erfolg des Mentorings dokumentiert. Neben den Ergebnissen der regulären Programmevaluation, d.h. der regelhaften Befragung der beteiligten Mentees und Mentor/innen, werden im Folgenden auch Ergebnisse zweier weiterer Befragungen von Studierenden der Freien Universität Berlin herangezogen. Diese wurden durch die Arbeitsstelle Lehr- und Studienqualität durchgeführt und können ebenfalls Hinweise auf die Wirksamkeit des Mentoring-Programms geben. Dabei handelt es sich zum einen um eine repräsentative Längsschnittbefragung von Studienanfänger/innen im Wintersemester 2014/2015 (N=902 Personen) und zum anderen um die regelhafte Befragung der Bachelorstudierenden im Sommersemester 2015 (N=2065 Personen).

Die Ergebnisse der Programmevaluation zeigen zunächst in Bezug auf die Programmreichweite, dass die Anmeldequoten für das Mentoring in den 53 grundständigen Studiengängen, in denen das Programm angeboten wird, von ca. 52% im ersten Durchgang (Wintersemester 2012/2013) auf mehr als 70% in den darauffolgenden Durchgängen angestiegen ist. Das Anmeldeverhalten variiert jedoch stark nach Fachbereich. Im Wintersemester 2015/2016 meldeten sich je nach Fachbereich 38% bis 90% der Erstsemesterstudierenden für das Mentoring-Programm an. In diesem Kontext weisen die Befragungen von Studienanfänger/innen und Bachelorstudierenden darauf hin, dass sich insbesondere in den Naturwissenschaften viele Studierende erst im Verlauf des ersten Fachsemesters für eine Mentoring-Teilnahme entscheiden. Weiterhin zeigen die Ergebnisse der Programmevaluation, dass die Mentees im Durchschnitt fast alle der von ihrem/ihrer Mentor/in angebotenen Treffen besuchen und im Durchschnitt nur eine Sitzung versäumen. Das Mentoring scheint demnach ein beliebtes Programm in der Studieneingangsphase zu sein, das von der Mehrheit der Erstsemesterstudierenden durchlaufen wird.

Weiterhin werden aus der Programmevaluation Informationen zur Qualität der Programmausführung gewonnen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass im Mentoring eine Vielzahl von Themen berücksichtigt und vor allem Fragen der Studienorganisation, Strategien zur Prüfungsvorbereitung und die Orientierung an der Freien Universität sehr häufig und intensiv behandelt werden. Dabei nehmen die befragten Mentees die Inhalte in sehr hohem Ausmaß als praxisrelevant im Hinblick auf ihre eigene (Studien-) Situation wahr und sind in sehr hohem Ausmaß zufrieden mit dem Programm allgemein, der inhaltlich-didaktischen Gestaltung der Mentoring-Sitzungen und den Mentor/innen. Auch die Mentor/innen sind sehr zufrieden mit ihrer eigenen Tätigkeit sowie mit der Beratung und Betreuung durch die Mentoring-Referent/innen der Fachbereiche und dem angebotenen Gruppencoaching. Es lassen sich kaum Subgruppen- und nur vereinzelt Fachgruppenunterschiede auf den genannten Variablen beobachten. Das Mentoring-Programm scheint demnach den Interessen und Bedarfen von Studierenden mit unterschiedlichem soziodemographischem und fachlichem Hintergrund gleichermaßen zu genügen. Zudem konnte die Zufriedenheit der Mentees und Mentor/innen mit dem Programm seit dessen Beginn im Wintersemester 2012/2013 signifikant gesteigert werden (siehe Abbildung 1).

Zufriedenheit_Mentoringprogramm

Abb. 1: Mittelwerte für Skalen „Zufriedenheit mit Mentoring-Programm allgemein (Mentees)“ und „Zufriedenheit mit Tätigkeit als Mentor/in (Mentor/innen)“ nach Durchgang (Werte mit gleichem Buchstaben unterscheiden sich signifikant)

Schließlich wurden in der Befragung von Studienanfänger/innen sowie in der Befragung von Bachelorstudierenden erste Hinweise auf die Wirksamkeit des Mentoring-Programms identifiziert. Hierfür wurde anhand von Regressions- und Varianzanalysen untersucht, inwieweit sich das Studierverhalten, das Studiererleben und der Studienerfolg zwischen Mentees und Nicht-Mentees unterscheiden, wobei Gruppenunterschiede in soziodemographischen und studienbezogenen Merkmalen (z.B. Geschlecht, Alter, Abiturnote, Fachkultur) berücksichtigt wurden. In der Befragung von Studienanfänger/innen wurden darüber hinaus bestehende Gruppenunterschiede auf den zu untersuchenden Variablen zu Studienbeginn erfasst, um valide Aussagen zu den Effekten der Mentoring-Teilnahme auf diese Variablen treffen zu können.

Die Ergebnisse der Befragung von Studienanfänger/innen zeigen, dass die Studierenden, die im Wintersemester 2014/2015 am Mentoring-Programm teilnahmen, am Semesterende ein höheres Fachinteresse, eine höhere Studienzufriedenheit und eine geringere Studienabbruchneigung aufwiesen sowie in höherem Ausmaß sozial integriert waren als nicht-teilnehmende Studierende. Die Mentees gaben zudem auch am Ende des ersten Studienjahres, d.h. im Sommersemester 2015, in höherem Ausmaß als Nicht-Mentees an, sich als Teil der Freien Universität zu fühlen. Analog dazu weisen auch die Ergebnisse der Bachelorbefragung im Sommersemester 2015 darauf hin, dass insbesondere in den geistes- und kulturwissenschaftlichen Fächern das Mentoring positive Effekte auf die Studienzufriedenheit und die soziale Integration im Studium, aber auch auf die Studienleistungen der Bachelorstudierenden zu haben scheint. Somit deuten die Ergebnisse beider Befragungen darauf hin, dass das Mentoring nicht nur eine kurz- bzw. mittelfristig positive Wirkung auf das Studierverhalten, das Studiererleben und den Studienerfolg zu haben scheint, sondern auch längerfristig eine stärkere Identifikation der Studierenden mit der Freien Universität Berlin befördert.

Weiterführende Informationen zum Mentoring-Programm der Freien Universität Berlin finden Sie hier.