Plastizität im blinden Gehirn
Informationsverarbeitung im blinden Gehirn
Wir interessieren uns dafür, wie die Informationsverarbeitung im Gehirn blinder Menschen funktioniert. In sehenden Menschen verarbeitet die Sehrinde, die den Großteil unseres im Hinterkopf liegenden Gehirns einnimmt, alle möglichen Arten von visuellen Informationen (z.B. Formen, Farben und Texturen). In blinden Menschen kann diese Region des Gehirns auch flexibel andere Aufgaben übernehmen. Bisherige Studien haben beispielsweise gefunden, dass die Sehrinde von blinden Menschen während des Lösens mathematischer Aufgaben oder der Verarbeitung von Sprache aktiv ist. In unserer Forschung an der Freien Universität Berlin interessieren wir uns besonders für die Frage, was während des Braille Lesens im Gehirn passiert. Für unsere Forschungsstudien sind wir daher immer auf der Suche nach geburtsblinden Teilnehmer:innen, die fließend Braille lesen können.
In unseren bisherigen Studien sind wir der Frage nachgegangen, ob die Sehrinde das Erkennen von Braille Buchstaben übernimmt und mit welchen anderen Gehirnregionen sie dabei möglicherweise im Austausch steht. Um diese Fragen zu beantworten haben wir die Gehirnaktivität von blinden Menschen mit Hilfe von Elektroenzephalographie (EEG) und Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Während der EEG Untersuchung haben wir unseren Teilnehmer:innen eine Kappe mit eingearbeiteten Elektroden auf den Kopf gesetzt und diese Elektroden in Kontakt mit der Kopfhaut gebracht. So konnten wir die elektrische Aktivität der Hirnrinde messen. Der Vorteil einer EEG Untersuchung ist, dass wir die Gehirnaktivität mit einer hohen zeitlichen Auflösung messen können. Das heißt, wir können herausfinden, wann etwas im Gehirn passiert. Während der MRT Untersuchung haben wir unsere Teilnehmer:innen liegend in das röhrenförmige MRT-Gerät gefahren.
Während sie still im MRT-Gerät lagen, haben wir viele Schnittbilder ihres Gehirns erstellt. Der Vorteil einer MRT Untersuchung besteht darin, dass wir die Gehirnaktivität mit einer hohen räumlichen Auflösung messen können. So wissen wir, wo im Gehirn etwas passiert. Sowohl im EEG als auch im MRT haben die Teilnehmer:innen Braille Buchstaben gelesen. Die vorläufigen Ergebnisse der Studie zeigen, dass Braille Buchstaben innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde erkannt werden. Außerdem ist ein breites Netzwerk von unterschiedlichen Regionen im Gehirn beim Erkennen von Braille Buchstaben involviert.
Für eine laufende Studie zur Verarbeitung von Wörtern im blinden Gehirn suchen wir derzeit geburtsblinde Personen, die fließend Braille lesen können und sich die Teilnahme an einer MRT-Studie in Berlin vorstellen könnte. In dieser Studie werden die Teilnehmer:innen für ungefähr 80 Minuten im MRT liegen und in dieser Zeit unterschiedliche Wörter in Braille lesen und über Kopfhörer hören.
Unsere Untersuchungen sind nicht invasiv oder gehen mit keinen gesundheitlichen Risiken einher. Die Messungen finden am Centre for Cognitive Neuroscience in Berlin (Fabeckstraße 29, 14195 Berlin) statt und der investierte Zeitaufwand wird pro Stunde mit 10 Euro honoriert. Termine sowie alle Fragen zur Untersuchung sprechen wir gern individuell mit Ihnen ab. Je nach Wohnort können wir Ihre Anfahrts- und Übernachtungskosten komplett oder anteilig übernehmen. Außerdem helfen wir Ihnen sehr gern bei der Organisation der Anreise und holen Sie, je nach Wunsch, an vereinbarten Treffpunkten ab oder unterstützen Sie anderweitig beim Ankommen.
Falls wir Ihr Interesse geweckt haben, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie sich per Mail (marleen.haupt@fu-berlin.de) oder Telefon (03083852368) bei Dr. Marleen Haupt melden.