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Welche Normstichprobe ziehe ich heran? / Welche Referenzgruppe ist die richtige?

 

Die Normstichprobe sollte immer abhängig von der Fragestellung gewählt werden:

Bei eignungsdiagnostischen Fragestellungen ist die allgemeinste verfügbare Norm von Vorteil (Gesamt- oder bevölkerungsrepräsentative Stichprobe, die aber nicht dasselbe sind). Es geht schließlich darum herauszufinden, welche Person im Vergleich zu allen Personen (unabhängig von Alter und Geschlecht) die geeignetste ist. Alle Personen werden gleichbehandelt, alle werden an denselben Kriterien gemessen. (Eine Ausnahme wäre, wenn die Kriterien bspw. an Positionsinhaber*innen oder Personen mit Abitur orientiert sind.)

Bei anderen Fragen hängt es davon ab, ob alle Personen gleichbehandelt werden sollen: Z.B. sollten alle Personen ab einer bestimmten Ausprägung der Depressivität eine Therapie erhalten; da Frauen hier im Durchschnitt höhere Werte haben, wäre die Orientierung an geschlechtsspezifischen Normen unsinnig und auch ungerecht.

Bei Fragen bezüglich Intelligenz oder Persönlichkeit, die abhängig von Alter und/oder Geschlecht sind (also Konstrukte die subgruppenspezifisch definiert sind), ist die Benutzung von spezifischeren Normen sinnvoller. Beispiel Intelligenz: Sie ist immer im Vergleich zu Gleichaltrigen festgelegt und daher wird etwa Hoch- oder Minderbegabung im Vergleich zu Gleichaltrigen untersucht. Beispiel Demenz: Bei der Demenzdiagnostik wird zusätzlich das Geschlecht und die Bildungserfahrung berücksichtigt, weil es darum geht, herauszufinden, ob die aktuelle Leistung als pathologisch einzustufen ist (pathologisch bedeutet hier, deutlich schlechter als vor dem Hintergrund der typischen Entwicklung zu erwarten).

Werden Konstrukte durch mehrere Fragebögen gemessen, ist zudem darauf zu achten, dass möglichst ähnliche Normen für alle Testverfahren herangezogen werden.