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Chronisch kranke obdachlose Jugendliche: Belastungen, Anforderungen und Bewälti­gungs­­ver­suche aus Sicht von Betroffenen und Professionellen

Institution:

Alice-Salomon-Hochschule Berlin
Professur für Qualitative Forschung

Projektleitung:
Mitarbeiter/innen:
  • Dr. Gundula Röhnsch

Förderung:
Projektlaufzeit:
01.06.2006 — 31.10.2007

Jugendliche, die auf der Straße leben, müssen sich auf unterschiedliche Weise mit chronischen Krankheiten auseinandersetzen: So können entweder sie selbst oder Szenenangehörige unter solchen Beeinträchtigungen leiden. Zudem ist der Einzelne dem Risiko ausgesetzt, sich mit den Erregern von chronischen Erkrankungen wie Aids oder Hepatitis C zu infizieren. In diesem Projekt wurde zum einen der Frage nachgegangen, wie chronische Krankheiten unterschiedlichen Schweregrades erlebt werden und welche Folgen sie für das Leben auf der Straße haben. Zum anderen interessierte, wie die Lebenssituation des Betroffenen ihrerseits (krankheitsspezifische) Belastungen, Anforderungen sowie die Krankheitsbewältigung beeinflusst. Das Ziel der Studie bestand vor allem im Verständnis und der Analyse subjektiver Sichtweisen im Hinblick auf chronische Krankheiten bei obdachlosen Jugendlichen. Von Interesse war es im Besonderen, welches Verständnis der Einzelne von seinem Leiden hat - welche Merkmale er diesem zuschreibt und welche Annahmen er vertritt bezüglich Ursachen, Beeinflussbarkeit, Folgen sowie Behandlungs- und Bewältigungsmöglichkeiten der Erkrankung. Der Bezug auf subjektive Sichten der Betroffenen hat praktische Relevanz auch für eine Gesundheitsförderung, die den Betroffenen Hilfen bei der Krankheitsbewältigung und Strategien zur Vermeidung von Folgeschäden anbieten will, um Lebensqualität zu bewahren. Es ist davon auszugehen, dass chronische Krankheiten subjektiv anders erlebt werden, als sie sich nach Maßgabe 'objektiver' und objektivierbarer Kriterien darstellen. Daher sollte in diesem Projekt die Innenperspektive der Erfahrungen der Betroffenen mit der Außenperspektive der Mitarbeiter von sozialen und gesundheitlichen Einrichtungen kombiniert werden, an die sich die Jugendlichen wenden bzw. von denen sie betreut werden und die insofern die 'Experten' in der Arbeit mit den Betroffenen sind. Fragen waren einerseits an der Sichtweise der Betroffenen orientiert: Welche Krankheitsvorstellungen und welches Krankheitserleben lassen sich bei diesen identifizieren? Welche Formen der Krankheitsbewältigung bei chronischen Erkrankungen lassen sich bei obdachlosen Jugendlichen feststellen? Gibt es Muster/ Typen der Wahrnehmung und Bewältigung chronischer Krankheiten bei obdachlosen Jugendlichen? Andererseits wurden Fragen auf das Erfahrungswissen der Experten hin ausgerichtet: Wie nehmen diese das Problem 'chronische Krankheit von obdachlosen Jugendlichen' wahr? Welche Verläufe können z.B. ihrer Ansicht nach chronische Erkrankungen unter den Bedingungen des Straßenlebens haben, durch welche Faktoren werden diese beeinflusst?