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Peer-Beziehungen von chronisch kranken jungen Erwachsenen

Institution:

Freie Universität Berlin
Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie
Qualitative Sozial- und Bildungsforschung

Projektleitung:
Förderung:

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projektlaufzeit:
01.10.2021 — 30.09.2024
Ansprechpartner/in:
Dr. Gundula Röhnsch

Hintergründe und Ziele des Projekts

 

Chronische Krankheiten können in jedem Lebensalter auftreten und sind folglich nicht auf das (höhere) Erwachsenenalter beschränkt. Bei jungen Erwachsenen, die chronisch erkrankt sind, handelt es sich um eine Zielgruppe in einem Lebensabschnitt, der von besonderen Herausforderungen gekennzeichnet ist und als Phase des Suchens und Erkundens gilt: Junge Erwachsene ‚probieren sich aus‘, was Liebesbeziehungen, Arbeitsverhältnisse oder Weltsichten anbelangt. Sie pflegen vielfältige soziale Kontakte, gehen sporadisch Liebesbeziehungen ein und verwerfen sie wieder. Im jungen Erwachsenenalter werden zudem wichtige berufliche Festlegungen getroffen, es fallen Entscheidungen für oder gegen bestimmte Ausbildungswege, die teils auch nochmals revidiert werden.

Junge Erwachsene, die chronisch krank sind, sehen sich nicht nur solchen normativen ent­wicklungsbezogenen Anforderungen gegenüber. Vielmehr müssen sie zuneh­mend selbst die Verantwortung für ihr Krankheitsmanagement übernehmen, für das vormals die Eltern ‚zuständig‘ waren. Ob es ihnen gelingt, krankheitsspezifische Erfordernisse zu erfüllen und die Erkrankung in den Alltag zu integrieren, ist nicht nur von ihnen allein abhängig, sondern auch von sozialen Bezugspersonen, vor allem von gleichaltrigen Peers. Allerdings gelten viele chronisch kranke junge Erwachsene als sozial isoliert. Sie erleben, dass sie während akuter Krankheitsschübe soziale Beziehungen nicht halten können oder fühlen sich von Freund*innen oder Partner*innen prinzipiell unverstanden. An tiefer­ge­hen­den, sy­ste­ma­tischen Erkenntnissen über die soziale Einbindung von jungen Erwachsenen mit chronischen Krankheiten mangelt es jedoch – vor allem in Deutschland.

Unser Projekt knüpft hieran an: Gendersensitiv soll analysiert werden, welche Rolle Gleichaltrige für das Krankheitsverhalten von chronisch erkrankten jungen Erwachsenen spielen, die sich in der Phase des Übergangs von schulischen in weiterführende Bildungsangebote befinden. Zugleich wird gefragt, wie die Krankheit die Qualität der Peer-Beziehungen von chronisch kranken jungen Erwachsenen beeinflusst. Wechselseitige Einflüsse zwischen chronischen Erkrankungen und sozialen Beziehungen sollen nicht nur aus der Perspektive der Betroffenen, sondern auch aus der ihrer Peers analysiert werden.

 

Methodisches Vorgehen

Es sollen episodische Interviews mit jungen Erwachsenen geführt werden, die unter Diabe­tes/I, Krebs oder chronisch-entzündlichen Darmer­krankungen leiden und sich z.B. in Bezug auf die Schwere und den Verlauf ihrer Erkrankung vonei­nander unters­­cheiden. Zudem sollen gleichaltrige Bezugspersonen chronisch erkrankter junger Erwachsener in­ter­viewt werden, die für sie als Unterstützungspersonen relevant sind.

Die Auswertung der Interviews erfolgt mittels Thematischen Kodierens, das der Heraus­ar­beitung von Deutungs- und Handlungsmustern sowie der Entwicklung von Typologien auf der Grundlage kontrastierender Fallstudien dient.