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Methodik

QuaSi BNE verfolgte das Ziel, den wissenschaftlichen Ansatz der Handlungsforschung mit der Methode der Netzwerkanalyse zu verknüpfen und zugleich einen wissenschaftlichen Beitrag zu leisten. Es ging demnach nicht nur um die Weiterentwicklung wissenschaftlicher Methoden und Konzepte, sondern darüber hinaus um die Entwicklung eines wissenschaftlichen Instrumentariums, das Unterstützungsleistungen vor Ort erbringt. Forschungsergebnisse wurden für die ausgewählten Kommunen und Projekte verständlich aufbereitet und für die modularisierten Unterstützungen und die eigene Arbeit vor Ort zur Verfügung gestellt.

Experteninterviews

Experteninterviews gelten als wenig strukturierte, meist leitfaden-orientierte methodische Verfahren, die auf Expertenwissen abzielen. Zu Experten gehören Akteure, die über ein umfassendes und exklusives Wissen in Bezug auf das Forschungsfeld verfügen und ein gewisses Maß an Verantwortung besitzen.

Im Anschluss and die Auswahl der fünf von der UN-Dekade ausgezeichneten Kommunen, die auf der Grundlage von Fallstudien unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien getroffen wurde, werden qualitative Interviews mit Experten vor Ort durchgeführt.

In den fünf Kommunen werden jeweils drei Interviews mit Vertretern aus Politik, Privatwirtschaft oder Zivilgesellschaft durchgeführt, aufgezeichnet und transkribiert, so dass dem Projekt bereits umfangreiche Datenmaterialien vorliegen, die die Basis für weitere Interventions- und Forschungsschritte liefern.

Diese ersten Interviews dienen QuaSi BNE als explorative Pretests, d.h. als hypothesen-generierende „Vorstudien“ zur Entwicklung eines anspruchsvollen Erhebungsinstruments und zur Vorbereitung einer danach folgenden quantitativen Untersuchung (s. Soziale Netzwerkanalyse).

Zudem werden erste Informationen hinsichtlich einer bedarfsgerechten Konzipierung modularisierter Qualifizierungs- und Beratungsmodule gewonnen (s. Interventionsperspektive).

Teilnehmende Beobachtung

Ursprünglich gehörte die teilnehmende Beobachtung zu den Methoden, die vor allem in der Ethnologie- und Kulturanthropologie angewandt wurden. Heute zählt sie mit zu den wichtigsten Erhebungsmethoden der Sozialwissenschaften (Lamnek 1995: 239 & Häder 2010: 299). Wissenschaftler nehmen als Beobachter an der Alltagswelt der Akteure des Forschungsfeldes teil, versuchen dabei Interaktionsmuster und Wertvorstellungen zu explorieren und für die wissenschaftliche Auswertung dokumentarisch festzuhalten (Lamnek 1995: 240). Teilnehmende Beobachtung kann demnach als ein interaktiver Prozess beschrieben werden, bei dem es um die Feststellung der Verhaltensweisen von Individuen oder Gruppen geht (ebd. 244).

Innerhalb des Projektes QuaSi BNE sollen mit Hilfe der teilnehmenden Beobachtung Eindrücke bezüglich der Netzwerkstrukturen (zentrale Rollen, Cliquen, Teilgruppen etc.), der Partizipation sowie der Kommunikation der Netzwerkakteure gesammelt werden. Ziel ist es, die so erhobenen qualitativen Daten in Zusammenhang mit den Ergebnissen der quantitativen Netzwerkanalyse zu setzen und durch diese Ergänzungen einen möglichst genauen Überblick über die Struktur (quantitativ) der Netzwerke und mögliche Gründe für eine derartige Ausprägung (qualitativ) zu finden.

Soziale Netzwerkanalyse (Social Network Analysis SNA)

Statistische Instrumente zur Erhebung und Analyse von Netzwerkdaten dienen dem Projekt als Grundlage für eine fundierte Soziale Netzwerkanalyse (SNA). Netzwerkdaten werden systematisch erhoben, um strukturelle Eigenschaften sichtbar zu machen, die die Basis für ein fundiertes Netzwerkmanagement liefern. Mithilfe netzwerkanalytischer Ergebnisse können Beziehungen von Projekten untereinander sowie die Qualität und Dichte von Netzwerken in Kommunen untersucht werden. Auf diese Weise werden etwa potenzielle Synergien und Kooperationsmöglichkeiten sichtbar.

Ziel von QuaSi BNE ist jedoch nicht nur die Aufdeckung struktureller Eigenschaften der Netzwerke im Kontext BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung). Vielmehr werden neue Erkenntnisse bezüglich der Fragen angestrebt, inwieweit sich innovative Ideen und Praktiken innerhalb von Netzwerken verbreiten sowie welche Potenziale für die Diffusion von Innovationen ergründet werden können.

Explorative Pretests dienen dem Projekt als hypothesen-generierende „Vorstudien" zur Entwicklung eines anspruchsvollen Erhebungsinstruments und zur Vorbereitung einer danach folgenden quantitativen Untersuchung (s. Experteninterviews und teilnehmende Beobachtung). Ergebnisse statistischer Netzwerkanalysen werden im Anschluss unter Rückgriff auf qualitative Verfahren im Sinne des Mixed-Methods-Ansatzes erweitert (s. Netzwerkkarten und Leitfadeninterviews).

Netzwerkkarten und Leitfadeninterviews

Im Anschluss an die Durchführung quantitativer Netzwerkanalysen werden in den Modellkommunen jeweils fünf und insgesamt 25 Netzwerkkarten sowie halbstandardisierte, qualitative Leitfadeninterviews durchgeführt. In diesem Kontext werden die Ziele verfolgt, Ursachen für strukturelle Ausprägungen zu erfassen, künftige Möglichkeiten für eine bessere Vernetzung zu eruieren, die bisherigen empirischen Analyseschritte zu validieren und einen tieferen Einblick in die Zusammenhänge der quantitativen Daten sowie die Erfahrungswelten der interviewten Personen zu erlangen.  Im Unterschied zu den Experteninterviews, die zu Beginn des Projekts von uns durchgeführt wurden, geht es in dieser Phase weniger um den Expertenstatus der interviewten Personen, als um individuelle Eindrücke, Erfahrungen und Bewertungen der Netzwerktätigkeiten. Ausgewählt werden Personen, die sich in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern für BNE einsetzen und eine besondere Funktion in den Netzwerken einnehmen.

Handlungsforschung

Die Handlungs- bzw. Aktionsforschung auch „participatory action research“ – kurz: PAR, stellt keine separate Methode, sondern vielmehr einen methodologischen Ansatz dar, der mit weiteren spezifischen empirischen Methoden kombiniert werden kann. Allgemein wird mit dem Ansatz ein interaktiver, partizipatorischer Forschungsprozess zwischen Wissenschaftlern und Akteuren des Untersuchungsfeldes angestrebt, bei dem es darum geht, gemeinsam Lösungs- und Entwicklungsmöglichkeiten zu evozieren. Zu den vier charakteristischen Merkmale der Handlungsforschung gehören:

  1. konkreter Problembezug
  2. Praxisveränderung durch Erkenntnisgewinnung
  3. gleichberechtigte Beteiligung sowie
  4. Evaluation der Forschungsschritte

Das Projekt QuaSi BNE integriert den Ansatz der Handlungsforschung, um das dynamische Element von Netzwerken analysierbar zu machen und die Netzwerkanalyse nicht auf bloße strukturelle Gegebenheiten zu reduzieren.

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